.Bücher
zu islamischen Themen finden Sie im Verlag Eslamica.
Abdülmecid II. war der letzte
Kalif
der
Osmanen vom 19. November 1922 bis zum 3. März 1924.
Abdülmecid war der Sohn von Sultan
Abdülaziz. Er wurde am 29.5.1868
im
Dolmabahtsche-Palast (Dolmabahçe Sarayı) in
Istanbul geboren und von Privatlehrern erzogen. Am 23.
Dezember 1896 heiratete er seine erste Frau Schahsuvar Basch
Kadin Effendi und sie hatten einen Sohn, Prinz Schehzade Ömer
Faruk Effendi, der am 27. Februar 1898 geboren wurde. Am
18.6.1902 heiratete er seine zweite Frau Hair un-Nisa Kadin
Effendi und am 16.4.1912 die dritte: Atiya Mihisti Kadin
Effendi. Aus der Ehe ging die Tochter Prinzessin Hadice
Hayriye Aysche Dürrühsehvar hervor. Seine vierte Frau Bihruz
Kadin Effendi heiratete er am 21.März 1921.
Sein großes Interesse an Frauen war begleitet von einem
völligen Desinteresse an der Politik des untergehenden Reichs.
Sein weiteres Hobby war die Malerei, eines seiner Bilder wurde
1900 in Paris ausgestellt. Mehrere seiner Werke stehe heute im
Staatlichen Kunst- und Skulpturenmuseum Ankara. Von ihm gemalte Portraits von
Ludwig van Beethoven, Johann Wolfgang von Goethe und Sultan
Selim I. wurden 1918 in Wien ausgestellt. Eine Ausstellung seiner Malerei fand in der
Türkei erstmals 1986 in einer privaten Galerie statt.
Weitere Bilder stehen im
Sakip Sabanci Museum (Sakıp Sabancı Müzesi).
Neben Türkisch, Persisch und
Arabisch
sprach er auch Französisch. Mit der Thronbesteigung seines Vetters
Mehmed VI. am 4.7.1918 wurde er Kronprinz. Als der
amtierende Sultan im November 1922 an Bord des britischen
Kriegsschiffes Malaya fluchtartig das Land verließ, verkündete
der
Scheichülislam ein
Rechtsurteil [fatwa] zu dessen Absetzung. Am
19.11.1922 wählte die Große Nationalversammlung in Ankara Abdülmecid II. zum neuen
Kalifen.
Auf die üblichen Zeremonien zur Amtseinführung wurde
verzichtet. Er besaß faktisch aber keine Macht, denn das Reich
war im Umbau in eine Republik. Während der Befreiungskämpfe
Mustafa
Kemal Atatürks gegen die Besatzung soll er allerdings versucht
haben, seine eigene Machtposition zu stärken, weshalb er kein
Ansehen in der späteren
Türkei genießt.
Ein Brief zweier prominenter Moslems aus Indien (Amir Ali
und der damalige Aga Khan) an den neuen Premierminister Ismet
(Inonü), in dem sie Vorschläge zur künftigen Rolle des
Kalifats machten, geriet in die Presse. Die türkische
Nationalversammlung entschied, das
Kalifat
abzuschaffen. Am 3.3.1924 wurde Abdülmecid II. abgesetzt:
Zusammen mit allen Angehörigen der osmanischen Dynastie
mussten er das Land verlassen.
Die Behörden brachten ihn aus seinem Palast zum
Orient-Express, er ließ sich mit seiner Familie in Paris
nieder. Dort starb er am 23.8.1944 in seinem Haus am Boulevard
Suchet im 16. Arrondissement. Obwohl er in seinem
Testament ein
Begräbnis in der
Türkei erbeten hatte, wurde ihm dies von der türkischen
Regierung verweigert. Sein Leichnam blieb so 10 Jahre in Paris
und wurde dann nach
Medina
überführt.