Belgrad
Belgrad

Aussprache: bellgrad
arabisch:
بلغراد
persisch:
بلگراد
englisch: Belgrade

Bild von ca. 1900 n.Chr.

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Belgrad ist die Hauptstadt Serbiens und Sitz der Serbisch-Orthodoxen Kirche sowie Residenz des Serbischen Patriarchen.

Belgrad war erstmals im 15. Jh. n.Chr. Hauptstadt. Im 20. Jh. n.Chr. war es die Hauptstadt des Königreichs Jugoslawien und des späteren Sozialistischen Jugoslawiens. Nach der Zerschlagung Jugoslawiens wurde es Hauptstadt der neu gegründeten Republik Serbien.

Die Besiedelung der Region kann bis mehrere tausend Jahre v. Chr. zurückverfolgt werden. Eine erste Befestigungsstadt gab es wohl einige Jahrhunderte v. Chr.. Bis zur Eroberung 612 n.Chr. durch die Slawen, war die Region in der Hand der Römer. Der heutige Name der Stadt ist ab 878 n.Chr. dokumentiert. Es folgen zwischenzeitliche Herrschaften durch Byzanz und Ungarn. Im 12. Jh. n.Chr. gewannen die Serben Oberhand über die Region. Al-Idrisi erwähnt Belgrad in seinem Kartenmaterial. Belgrad wird wichtige Station bei den Kreuzzügen.

Die Osmanen kamen unter Leitung von Fatih Sultan Mehmed im 15. Jh. n.Chr., nach der Eroberung von Istanbul auch nach Belgrad. Am 4. Juli 1456 begann die erste große Belagerung Belgrads. Die Verteidiger der Stadt, geführt von Johann Hunyadi, konnten diesen Angriff abwehren. Der Papst Kalixt III. war der Überzeugung, dass damit eine Wende im Kampf mit den Osmanen eingeläutet wurde und wies das Mittagsläuten, das bis heute in vielen Kirchen der Welt ertönt, an. Auch das Fest der Verklärung Christi soll daran erinnern, weil die Nachricht über den Sieg am 6. August in Rom eintraf.

Die Stadt wurde unter Süleyman I. am 28. August 1521 erobert, was letztendlich zur Ausweitung des Osmanischen Reichs bis nach Buda (heute Budapest) führte. Belgrad wurde zum Verwaltungszentrum des Sandschaks Smederevo.

Gemäß Evliya Tschelebi (Çelebi) hatte Belgrad um 1660 rund 98.000 Einwohner, von denen 21.000 keine Muslime waren. Sie mussten allerdings keine Schutzsteuer [dschizya] zahlen, da sie sich zur Instandhaltung der Befestigungsmauern der Stadt verpflichtet hatten. Zudem unterstützten sie die Osmanen, weil durch sie der Handel in der Stadt zum Blühen gekommen war. Die nun folgende lange Herrschaft der Osmanen prägte das orientalische Bild an Gebäuden bis zum Anfang des 20. Jh. n.Chr.. Nach der Vertreibung der Osmanen wurde fast das gesamte kulturelle Erbe der Zeit vernichtet. Von den im 17. Jh. erwähnten 217 Moscheen, 160 Palästen (Sarays), sieben öffentlichen Bädern (Hamams), zahlreichen Basarbauten, sechs Karawansereien und mehreren Geschäftsgebäuden (Han), 17 Tekken, acht Madrasas und neun Hochschulen (Darülhadis), blieben nur eine Moschee und ein Mausoleum (Türbe) erhalten.

Nach der Abwehr der Osmanen vor Wien 1683 drängte die Heilige Liga im sogenannten Großen Türkenkrieg die Osmanen bis hinter Belgrad zurück. Die Belagerung Belgrads unter dem Kommando von Max Emanuel endete am 6. September 1688, als die Stadt eingenommen wurde. Die kaiserlichen Truppen wurden aber schon bald wieder verjagt und konnten Belgrad insgesamt drei Mal einnehmen (1688–1690, 1717–1739, 1789–1791).

1804 begannen die Serben unter Führung von Karadorde die erste Serbische Revolution gegen die Osmanen. Dennoch blieb die Stadt zunächst multireligiös mit einem westlichen christlich-serbischen und östlichen muslimisch-jüdischen Teil. Die einzige Kirche der Stadt wurde erst 1841 erbaut. Nach dem Zwischenfall an dem öffentlichen Brunnen namens Tschukur Tscheschma (Niedriger Brunnen) vom 15. Juni 1862, an dem türkische Soldaten angeblich einen serbischen Jungen verwundet hatten, kam es zu einem ethnisch motivierten Volksaufstand der Serben, die die Muslime verjagen wollte. Letztendlich führte es zur Aussiedlung der Muslime nach Istanbul. Die jahrelangen Auseinandersetzungen führten nach und nach zum Rückzug der immer schwächer werdenden Osmanen. Das letzte Regiment der Osmanen verließ die Gegend 1867 n.Chr.. Seither konnten Muslime nie wieder Fuß fassen in der Stadt, in der aktuell wohl keine 2% Muslime leben.

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