Eduard Glaser
Eduard Glaser

Aussprache:
arabisch:
persisch:
englisch:

15.3.1855 - 7.5.1908 n.Chr.

.Bücher zu islamischen Themen finden Sie im Verlag Eslamica.

Eduard Glaser war ein Forschungsreisender, Orientalist und Archäologe aus Österreich. Schwerpunkt seiner Forschungen bildete der Süden der arabischen Halbinsel, insbesondere der Jemen. Glaser gilt als einer der Begründer der Sabäistik, der Forschung über Sabäer.

Eduard Glaser wurde als Sohn eines jüdischen Wanderhändlers und Landwirts am 15.3.1855 in Deutsch Rust geboren. Der Vater hatte den Wunsch, dass seine Söhne trotz der schlechten finanziellen Lage der Familie, eine höhere Ausbildung erhielten. Er besuchte zunächst die Volksschule in Liebeschnitz, Lubenz und Lischkau, dann die Unterrealschule Komotau und schließlich die Oberrealschule Prag, wo er Kenntnisse mehrerer europäischer und der arabischen Sprache erwarb. 1873 schloss Glaser die Oberrealschule ab und studierte bis 1875 an der Technischen Hochschule Prag Mathematik, Physik und Geodäsie. Nach einem einjährigen Militärdienst immatrikulierte sich Glaser 1877 an der Universität Wien zum Studium der Astronomie und Arabistik. 1879 wurde er für ein Jahr an der Sternwarte in Währing bei Wien angestellt.

1880 ging Glaser zunächst nach Tunesien, zwei Jahre später dann nach Ägypten. Im Oktober 1882 reiste er über Sues, Dschidda und Hodeida nach Sana'a, der damaligen Hauptstadt Südarabiens, wo er fast ein Jahr inhaftiert wurde. Nach dem Ende der Haft gelang es Glaser, freundschaftliche Kontakte zur einheimischen Bevölkerung und Beamten der Osmanen zu knüpfen. Probleme mit der Finanzierung führten zum Abbruch seine Expedition. Nach seiner ersten Reise 1882-84 unternahm Glaser noch drei weitere Expeditionen in den Jemen, die er teils inkognito unternahm (1885/86, 1887/88, 1892/94). Auf seinen Reisen sammelte er mehrere tausend altsüdarabische Inschriftensteine bzw. Papierabdrücke von Inschriften, die heute im Wiener Kunsthistorischen Museum aufbewahrt werden. Es ist nicht bekannt, ob er jemals eine Erlaubnis zur Ausfuhr der Fundstücke hatte. Daneben hinterließ Glaser zahlreiche Tagebücher und sonstige schriftliche Aufzeichnungen von seinen Reisen. Sie werden in der Nationalbibliothek in Wien aufbewahrt.

1890 erhielt Glaser das Ehrendoktorat der Universität Greifswald, in den folgenden Jahren wurde er zudem Ehrenmitglied verschiedener wissenschaftlicher Gesellschaften. In den 1890er Jahren nahm er mit Theodor Herzl Kontakt auf und schlug diesem die Gründung eines jüdischen Staates in Südarabien vor. Auf Herzls ablehnende Haltung gegenüber Glasers Vorschlag antwortete dieser mit einer öffentlichen Kritik des Zionismus. Seine finanziellen Probleme und sein sich verschlechternder Gesundheitszustand hinderten Glaser daran, sein umfangreiches Forschungsmaterial, das er auf seinen Reisen gesammelt hatte, zu publizieren. Am 7. Mai 1908 erlitt er in München, wo er seit 1896 gelebt hatte, einen tödlichen Asthmaanfall. Er wurde auf dem Jüdischen Friedhof in München-Thalkirchen beigesetzt. Sein Vorschlag an Herzl wurde nicht weiter behandelt, ist aber ein Beleg dafür, dass vor der Besetzung Palästinas durchaus andere Ländereien in Betracht gezogen wurden.


Eduard Glaser im Wiener Kunsthistorischen Museum ca. 1904

© seit 2006 - m-haditec GmbH - info@eslam.de