Gottesbeweis
Gottesbeweis

Aussprache:
arabisch:
persisch:
englisch: Proof of/for God's existence

Bild: Die arabische Schreibweise von ALLAH

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Gottesbeweise sind im Islam so zahlreich, dass sie mehrere Werke füllen. Sie entstammen zum größten Teil direkt dem Heiligen Quran oder den Überlieferungen der Ahl-ul-Bait (a.). Die Besonderheit besteht darin, dass sie sehr unterschiedliche Ansätze haben und dennoch zu dem gleichen Schluss kommen.

Die Gottesbeweise begründen im Islam auch die Wissenschaft der Logik [mantiq]. Dabei wird davon ausgegangen, dass der Mensch bei aller Begrenztheit seiner Fähigkeiten über die Fähigkeit zum Vernunftschluss [aql] verfügt, welche ihn korrekt angewandt zwangsläufig zu ALLAH führt, vorausgesetzt er besteht nicht darauf, klare Zeichen der Schöpfung zu leugnen oder klare Gesetzmäßigkeiten außer Kraft zu setzen. Dieser als kausale Gottesbeweis bezeichnete Beweis hat im Islam ihre Vollendung, weil das Verständnis von ALLAH, wie es die Ahl-ul-Bait (a.) erläutern, alle Rahmenbedingungen erfüllt, um den Beweis ohne Schwächen zu gestalten.

Eines der bekanntesten Gottesbeweiswege geht vom allseits bekannten Prinzip der "Ursache und Wirkung" und dem "Energieerhaltungssatz" aus, wie er auch in den Hauptsätzen der Thermodynamik existiert.

Beide Prinzipien zusammen betrachtet haben ein großes Dilemma, dass nur durch die Existenz ALLAHs gelöst wird: Einerseits geht ein Prinzip davon aus, dass aus Nichts wiederum nur Nichts kommen kann. Andererseits geht das Prinzip davon aus, dass jede Wirkung eine Ursache haben muss. Startet man also eine Betrachtung beim Menschen als Wirkung, dann kommt man mit sehr vielen Zwischenschritten bis zum möglichen Urknall oder einer Ähnlichen Ur-Ursache. Danach kann man sich dann noch viele andere Ursachen ausdenken, die wiederum eine Ursache haben usw. So können mit einer Kausalkette (einer Linie mit Ursache und Wirkung) oder verzweigten Kausalketten (mehrere Ursachen für eine Wirkung bzw. eine Ursache für mehrere Wirkungen) hin und her gedacht werden, es existiert immer ein Fehler im Denken, da letztendlich aus Nichts Nichts kommen kann. Auch wenn man einen Kausalkreislauf aufbaut bleibt die Frage nach der Ursache des Kreislaufs. Solange der "Energie-Ursprung" nicht erklärt werden kann, kann keine Existenz erklärt werden. Dieser "Ursprung" stellt aber genau das Dilemma der Betrachtung dar, da bei jedem neuen Ursprung wiederum nach der Ursache gefragt wird.

Die Lösung des Dilemmas ist einzig und allein durch ALLAH möglich. Denn einerseits muss jede Wirkung eine Ursache haben, und jede Ursache, die selbst eine Wirkung ist, wiederum eine andere Ursache. Und diese Kette hört nie auf. Andererseits muss jene Kette zu einem "Anfang" gebracht werden, damit die Energie irgendwoher kommen kann, denn sonst fehlt die Erklärung für die Existenz von Energie.

Jede Ursache, die selbst eine Wirkung ist, muss wiederum eine Ursache haben. Aber eine Ursache, die selbst keine Wirkung ist, braucht entsprechend auch keine Ursache zu haben. Damit kann die Kausalkette (die Frage von Ursache und Wirkung und Ursache usw.) an einen "Startpunkt" gebracht werden, indem man an eine Ursache gelangt, die selbst keine Wirkung ist. Diese Ur-Ursache muss aus sich selbst heraus existieren und in jedem Aspekt unbegrenzt sein, da es sonst Wirkungen gäbe, die Parallel zu jener "Ur-Ursache" existieren und einer anderen Ursache bedürfen würden. Jene Gedanken auf Basis von Logik [mantiq] zu Ende Gedacht führen dann zu dem Prinzip der Einheit [tauhid], die das wichtigste Prinzip im Stamm der Religion [usul-ad-din] ist.

Letztendlich wird zur Unterscheidung von "Ur-Ursache" und sonstigen Ursachen im Konzept der Einheit der Existenz [wahdat-ul-wudschud] auch unterschieden zwischen Existenz und Existieren.

Typische Einwände am Kausalen Beweis sind:

bulletAkzeptiert man den Beweisgang, folge nur, dass es eine erste Ursache gibt - nicht aber, dass diese mit Gott gleichzusetzen ist: Dieser Einwand kommt insbesondere in der christlichen Theologie auf, da das dort vermittelte Gottesbild Schwächen aufweist, die jene Ur-Ursache nicht haben kann. Auch in der philosophischen Schule der Aschariyya sind derartige Schwächen vorhanden. Aber Gott ist der Absolute.
bulletManche behaupten, dass die Kausalkette ins Unendliche fortgesetzt werden könne. Diese betrachten den kausalen Beweis separat ohne z.B. die Energieerhaltung bzw. die Hauptsätze der Thermodynamik zu berücksichtigen.
bulletManche bauen andere kosmologische Modelle, um die Kausalkette zu überwinden. Das genau ist aber gemeint mit der Leugnung der eigenen Erkenntnis. Gott ist durch die existierende Ordnung und seine Zeichen erkennbar, nicht durch fiktive Gegenmodelle, die keine Basis haben außer Gott zu leugnen.

Zu den historischberühmtesten Gottesbeweisen gehören der Beweis der Wahrhaftigen und der Kosmologische Beweis.

Eine eher zeitgenössische Interpretation von Gottesbeweisen ist die Methode des statistischen experimentellen Beweises von Muhammad Baqir as-Sadr, die er unterteilt in wissenschaftlichen Beweis und philosophischen Beweis: Zwei Formen des Beweises für das Dasein Gottes.

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