Kalif
  Kalif, Kalifat

Aussprache: chaliyfa, chilaafa
arabisch:
خليفة , خلافة
persisch: خلیفه
englisch:
Caliph

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Kalif [chalifa] bedeutet "Stellvertreter bzw. Statthalter". Die Bezeichnung wird im Heiliger Quran als Statthalter Gottes auf Erden verwendet (vgl. 2:30), wobei gemäß Sunniten alle Menschen gemeint sind, wohingegen Schiiten jenen Begriff zunächst einmal auf die Ahl-ul-Bait (a.) beziehen.

Später bezeichnete der Begriff zunächst den Nachfolger des Propheten Muhammad (s.) in der Führung der islamischen Weltgemeinschaft [ummah]. Nach dem Ableben des Propheten Muhammad (s.) gab es unter den Gefährten Streitigkeiten über die Nachfolge. Während die Anhänger Imam Alis (a.) vor dem Haus des Propheten Muhammad (s.) auf Imam Ali (a.) warteten, da dieser den Propheten Muhammad (s.) wusch und auf die Beisetzung vorbereitete, stritten sich Auswanderer und Helfer in Sakifa darum, von welcher der beiden Gruppen der Nachfolger zu bestimmen sei. Dort einigte man sich auf Abu Bakr, während Imam Ali (a.), Fatima (a.) und einige wenige Anhänger wie Ammar ibn Jassir, Bilal, Miqdad und Salman al-Farsi jene Wahl nicht anerkannten. Sie waren der Meinung, dass die von Prophet Muhammad (s.) bei Ghadir Chum gefällte Entscheidung diesbezüglich nicht abgeändert werden dürfe.

Während Abu Bakr behauptete, Prophet Muhammad (s.) habe seinen Nachfolger nicht selbst bestimmt, ernannte er (gegen diese angebliche Handhabe des Propheten verstoßend) vor seinem Ableben Umar ibn Chattab zum zweiten Kalifen und seinen Nachfolger. Umar ibn Chattab bestimmte ein Gremium unter Leitung von Abdurrahman ibn Auf, welches den Nachfolger unter sich ausmachen sollte, wobei durch eine geschickte Fragestellung Uthman ibn Affan zum dritten Kalifen wurde. Nach dessen Ermordung wurde der vierte Kalif Imam Ali (a.), den Schiiten als rechtmäßigen Nachfolger des Propheten Muhammad (s.) sehen, durch das Volk zum Kalifen gewählt.

In der Nachfolge rissen die Umayyaden mit Muawiya ibn Abu Sufyan und kriegerischen Auseinandersetzungen das Kalifat an sich, was u.a. zur Tragödie von Aschura führte, wo der Kalif der islamischen Weltgemeinschaft [ummah] Yazid ibn Muawiya den geliebten Enkel des Propheten Muhammad (s.) Imam Husain (a.) und dessen Anhänger im Namen des Islam massakrieren ließ. Später folgten Abbasiden und Osmanen mit teilweise Parallelkalifen anderer Dynastien. Das so genannte Kalifat wurde zu einer reinen Gewaltherrschaft im missbrauchten Namen des Islam. Da diese mit dem Islam nicht zu vereinbarenden Zusammenhänge unter Gelehrten bekannt sind, hat man zur Rechtfertigung zumindest der ersten Kalifen den Begriff der "Rechtgeleitete Kalifen" geprägt, die sich nur auf die ersten vier Kalifen bezieht. Bereits Muawiya ibn Abu Sufyan gehört nicht mehr dazu.

Schiiten hingegen akzeptieren nach dem Ableben des Propheten Muhammad (s.) nur die gemäß Überlieferungen von Muhammad (s.) selbst vorbestimmten Zwölf Imame als Kalifen unabhängig davon, ob sie jemals Regierungsgewalt erlangt haben (wie Imam Ali (a.)) oder nicht (wie weitere zehn) und warten auf die Rückkehr des amtierenden Kalifen Imam Mahdi (a.) aus der Verborgenheit.

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