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zu Gesundheit im Islam finden Sie im Verlag Eslamica.
Die Kirkpinar Ringkämpfe, auch bekannt als Öl-Ringkämpfe (Yağlı
güreş) sind eine Sportart, die als traditionelle Nationalsport
der
Türkei aus der Zeit der
Osmanen gilt.
Es treten immer zwei Ringer gegeneinander an, überwacht von
einem Schiedsrichter. Gekämpft wird im Freien auf Rasen. Die
typische Kampfkleidung sind spezielle Lederhosen (Kispet),
welche die islamische Bedeckungsvorschrift für Männer (vom
Bauchnabel bis zum Knie) erfüllen. Charakteristisches Merkmal
der Kämpfe ist, dass sich die Kämpfer von Kopf bis Fuß mit
Olivenöl einreiben, was das Einsetzen von Hebeln und Griffen
enorm erschwert, dam an stets abrutscht. Daher gilt die
Sportart als eine der schwierigsten Bodenkampfsportarten.
Es gibt zwei Möglichkeiten, die zum Sieg führen: Entweder
man schafft es, beide Schultern des Gegners auf den Boden zu
drücken (Schultersieg), oder man hebt den Gegner auf und geht
drei Schritte weit.
Der Überlieferung nach wurde das erste Kirkpinar-Turnier
1361 n.Chr. in Rumelien unter Aufsicht der
Osmanen ausgetragen. Die Kämpfe in ihrer heutigen Form
finden seit 1925 jedes Jahr im Juni auf der Sarayiçi-Halbinsel
(Kırkpınar) am Rande der Stadt
Edirne
statt. Im Jahre 1996 wurde die erste Internationale
Kırkpınar-Meisterschaft, die Amsterdam Kirkpinar, in den
Niederlanden ausgetragen, 2002 die erste niederländische
Meisterschaft in Den Haag und 2004 die erste deutsche
Meisterschaft in Frankfurt am Main.
Über die Entstehung der historischen Kırkpınar Ringkämpfe
gibt es verschiedene Legenden. Sie gehen aber auf die Anfänge
der Zeit der
Osmanen zurück. Eine sehr weit verbreitete Legende lautet
wie folgt: Während sich
Orhan
I. im Jahre 1346 n.Chr. auf Feldzügen befand, um Thrakien
zu erobern, drang sein Bruder Süleyman Pascha mit 40 Soldaten
in den Domuzhisar der Byzantiner ein und eroberte diese
Zitadelle. Nachdem er auch die anderen Zitadellen eroberte,
legte die aus 40 Soldaten bestehende Einheit in Samona
(heutiges Griechenland) eine Pause ein. Die Soldaten begannen
hier zu ringen. Bei den stundenlangen Ringkämpfen konnten zwei
Geschwister Namens Ali und Selim sich nicht gegenseitig
besiegen. An einem Hıdrellez Tag (6. Mai, Sommeranfang) fingen
die beiden Brüder auf der Wiese im Dorf Ahıköy Nahe Edirne
wieder an zu ringen. Der Kampf dauerte den ganzen Tag, doch
beide waren gleichstark, so dass keiner siegen konnte. Sie
setzten ihren Kampf auch in der Nacht bei Kerzen- und
Laternenlicht fort, doch er endete mit dem Tod Beider weil
ihnen vor Müdigkeit der Atem wegblieb. Ihre Freunde begruben
sie unter einem Feigenbaum und verließen den Ort. Als sie nach
vielen Jahren zurückkamen, sahen sie dort, wo die beiden
Ringer begraben wurden, angeblich vierzig kleine Wasserquellen
aus der Erde sprudeln. Das Volk nannte diesen Ort zum Gedenken
an die beiden Brüder "Kırkpınar" (40 Quellen).
Die Wiese innerhalb des Weidelandes des Dorfes Samona in
Griechenland ist das eigentliche Kırkpınar. Während der
Balkankriege und Ende des Ersten Weltkrieges wurden die
Kırkpınar Ringkämpfe in einem "Virantekke" genannten Gebiet
zwischen Edirne und der Mustafapaşa Straße veranstaltet. Ab
1924, nach der Gründung der Republik, fanden die Ringkämpfe in
der Ortschaft Sarayiçi bei Edirne statt.
Die Kırkpınar Ringkämpfe wurden bis 1928 von
Agas
organisiert. Sie übernahmen die Kosten der Gäste und stifteten
die Preise. Die wirtschaftliche Krise im Land führte jedoch
dazu, dass niemand mehr die Wettkämpfe finanzierte. Der
türkische rote Halbmond und der Kinderschutzverein (Çocuk
Koruma Derneği) übernahmen danach die Organisation der
Festspiele. Ab 1946 begann die Stadtverwaltung von Edirne die
historischen Kırkpınar Ringkämpfe zu veranstalten.
Einstmals galt jene Sportart auch als gute Vorbereitung für
"normale" Ringer. Als türkische Kırkpınar-Ringer 1960 bei den
Olympischen Spielen in Rom für die Türkei antraten, gewannen
sie fast alle Medaillen im Bereich Ringen, und brachten
dadurch die
Türkei auf den sechsten Platz des Medaillenspiegels (es
waren die erfolgreichsten Olympischen Spiele für die
Türkei). Die ölgeübten Sportler konnten ohne Öl problemlos
siegen.