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zu islamischen Themen finden Sie im Verlag Eslamica.
Heinrich August Meißner Pascha war ein deutscher Ingenieur und
Eisenbahnbauer. Er ist bekannt für die Erstellung der
Bagdadbahn und wurde daher ab 1904 n.Chr. von den
Osmanen zum
Pascha
ernannt.
Er wurde am 3. Januar 1862 in Leipzig geboren. Sein
Vater war Rechtsanwalt und Notar und starb kurz nach der
Geburt des Jungen. Seine Mutter zog mit dem Sohn nach Dresden.
Hier besuchte er das Annenrealgymnasium, um 1881 ein
Ingenieurstudium an der Technischen Hochschule zu beginnen.
Interessiert am Eisenbahnbau, begann er sofort die Sprache
der
Osmanen zu lernen, als er hörte, dass man im Osmanischen
Reich Ingenieure zum Eisenbahnbau suchte. Nach
Zwischenstationen in verschiedenen Ingenieurbüros fand er 1887
eine Anstellung bei der staatlichen osmanischen Eisenbahn und
leitete in den nächsten Jahren den Bau verschiedener Strecken
im Inneren des Landes. 1896 wurde er zum wissenschaftlichen
Leiter für den Eisenbahnbau ernannt.
Als Ende der 1890er Jahre die Planung der Hidschaz-Bahn zur
Unterstützung der
Pilgerfahrt [hadsch] begann, wurde Meißner mit der Leitung
des Vorhabens beauftragt, die der bis 1908 inne hatte. Der
deutschen Regierung kam das sehr gelegen, denn das Deutsche
Reich war zum drittgrößten Gläubiger des
Osmanischen Reichs nach Frankreich und Belgien
aufgestiegen und an möglichst großem Einfluss auf die Politik
des Landes interessiert. Dementsprechend sorgte Meißner dafür,
dass bei Aufträgen für Baumaterial und Maschinen deutsche
Firmen auf ihre Kosten kamen. Die Loks wurden aus Deutschland
geliefert, aus der Fabrik Richard Hartmann in Chemnitz, die
Waggons aus der Gothaer Maschinen- und Waggonfabrik, Pumpen
und Kessel von Weise & Monsky in Halle.
Aufgrund seiner Verdienst im Eisenbahnbau erhielt er 1904
den Titel des
Pascha
durch
Abdülhamid II.. Meißner sprach inzwischen perfekt
türkisch, galt als sehr bescheiden und war daher sehr beliebt.
Meißner-Pascha bewältigte mit seinen Mitarbeitern die Strecke
von
Damaskus bis
Medina,
insgesamt 1308 km Schmalspurbahn, innerhalb von acht Jahren.
1910 wechselte Meißner zur Anatolischen
Bahnbaugesellschaft, die den Bau der Bagdadbahn betrieb und
eine zusammen mit der Philipp Holzmann AG Frankfurt am Main
aufgebaut hatte. Meißner übernahm die Organisation des
Bahnbaus, die Trassierung der Linie und die Leitung einzelner
Bauabschnitte. Finanziert wurde das Projekt ausschließlich von
der Deutschen Bank. Ein Teil seiner Arbeiten wurden von T. E.
Lawrence für die Briten ausspioniert. zudem erhielten die
Briten weitere Informationen durch Gertrude Bell, die
orientbegeisterte Tochter eines britischen Stahlmagnaten die
mehrmals Meißner begegnet und davon nach England schreibt.
Ihre Briefe werden vom britischen Geheimdienst mitgelesen.
Während des Ersten Weltkrieges baute Meißner unter dem
Oberkommandierenden der 4. Türkischen Armee eine
Eisenbahnlinie von
Syrien
in Richtung
Ägypten für den geplanten Vorstoß der
Osmanen gegen das britische Protektorat. Dabei wurden 365
km Eisenbahn fertig gestellt.
Nach dem Waffenstillstand von 1918 musste Meißner die
Türkei verlassen. Im Jahre 1924 jedoch rief ihn die türkische
Regierung als "Berater für Bau- und Bahnunterhaltung“ in die
Türkei zurück. Nach seiner Pensionierung als Eisenbahnbauer
erhielt er an der Technischen Hochschule in
Istanbul einen Lehrstuhl für Eisenbahnbau. Am 14.1.1940
starb er in
Istanbul. An seiner Beerdigung auf dem protestantischen
Friedhof in Feriköy nahm außer den Angehörigen der deutschen
Kolonie in Istanbul ein großes Geleit hoher türkischer
Staatsbeamter, Offiziere, Ingenieure und Techniker teil.