Schah Reza Pahlavi
Schah Reza Pahlavi

Aussprache: redhaa pahlawiy (pers.)
arabisch:
رضا بهلوي
persisch:
رضا شاه پهلوی
englisch:
Shah Reza Pahlavi

??? - ??? n.d.H.
16.3.1878 - 26.7.1944 n.Chr.

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Schah Reza Pahlavi (oder Pahlawi) war Schah und Gewaltherrscher des Iran und Vater von Muhammad Reza Schah, der von der Islamischen Revolution entmachtet wurde.

Reza Chan Savad Kouhi wurde am 16.3.1878 in Savad Kouh in der Provinz  Mazandaran als Sohn des Soldaten Abbas Ali und seiner zweiten Ehefrau Nooshafarin geboren. Sein Vater Abbas Ali wurde bekannt als der Soldat, der Mirza Reza Kermani, den Mörder von Schah Naser al-Din, 1896 zur Hinrichtung führte.

Reza Chan trat 1893 im Alter von 15 Jahren der Kosakenbrigade bei, die 1879 als Leibgarde des Schah Naser al-Din gegründet wurde. Zuerst diente er wie sein Vater als Soldat. Von 1905 bis 1911 war er während der nationalistisch geprägten jungpersischen Revolution in Kämpfe verwickelt, 1919 wurde er zum Oberst befördert und stellvertretender Oberbefehlshaber der persischen Streitkräfte. Die Leitung der Streitkräfte lag in russischer Hand beim Oberst Starosselski. Im August 1920 versicherte sich Reza Chan der Unterstützung Großbritanniens mittels Ziaeddin Tabatabai für seinen Widerstand gegen die Russen. Großbritannien hatte bis nach dem Ersten Weltkrieg Truppen in nahezu allen persischen Provinzen. Anfang 1921 erklärte sich Reza Chan im Zuge der inneren Wirren der russischen Revolution zum Oberbefehlshaber (Sardar Sepah) der persischen Streitkräfte. Am 21. Februar 1921 führte er die in Qazvin stationierte so genannte persische Kosaken-Brigade, die praktisch einzige Militäreinheit des Landes, mit 2.500 Mann (aber nur wenigen Pferden) nach Teheran. Der unblutige Putsch führte zum Rücktritt des  Premierministers, und Reza Chan wurde zum Verteidigungsminister und General ernannt.

Im Oktober 1923 reiste Reza Chan ausführlich nach Europa, da ihn die Westliche Denk- und Lebensweise sehr faszinierte. Zurück im Iran trug Reza Chan am 21.3.1924 im Parlament seine Vorstellung der Zukunft des Landes vor. Danach sollte die Monarchie von einer Republik abgelöst werden, die aber er zeitlebens dominieren wollte. Ein Zusammentreffen am 1.4.1924 mit den Geistlichen [ulama] in Qum führte nicht zu der erhofften Unterstützung, da die Geistlichen [ulama] die gegen den Islam gerichtete Motivation von Reza Chan durchschauten. Ajatollah Abdul Hassan Isfahani, Ajatollah Abdolkarim Haeri Yazdi und Ajatollah Muhammad Husain Naini akzeptierten seine Pläne nicht und sagten ihm dementsprechend auch keine Unterstützung zu.

Die Widerstandshaltung der Geistlichen führte zur Offenlegung von Reza Chans tatsächlichen Absichten, die er am 12.12.1925 mit der von ihm inszenierten förmlichen Ernennung zum Schah im Parlament dokumentierte. Bei seiner Krönung am 25. April 1926 nahm Reza Khan einem Hofgeistlichen die Krone aus den Händen und krönte sich nach dem Vorbild Napoleons selbst. Dabei legte er sich als Schah Reza den Dynastie-Titel Pahlavi (der Heroische) zu. Er erhielt später vom Parlament den Beinamen Reza Schah der Große.

Kaum an der Macht versuchte er gewaltsam das Land zu "verwestlichen" wobei er keinerlei Rücksicht auf die moralischen Befindlichkeiten der mehrheitlich muslimischen Bevölkerung nahm. Zu seinen Hauptzielen gehörte es, den Einfluss des Islam aus allen Lebensbereichen zu verdrängen, wobei sein politisches Vorbild wohl Mustafa Kemal Atatürk war.

1926 führte er eine einheitliche Grundsteuer und die Wehrpflicht ein. 1927 wurden alle früheren Staatsverträge aufgelöst und die persische Nationalbank gegründet. Bis 1928 wurden das Wirtschafts-, Straf- und Zivilrecht nach westlichen Vorbildern umgestaltet. Zwischen 1927 und 1938 ließ Reza Schah die transiranische Eisenbahn bauen. 1932 wurden die bisher erteilten Öl-Konzessionen widerrufen. 1935 wurde die erste Universität in Teheran gegründet und die Landesbezeichnung Persien durch Iran (Land der Arier) ersetzt.

Ein Besuch der Königinmutter ohne Verhüllung [hidschab] beim Mausoleum der Fatima Masuma in Qum bereits im Jahre 1928 führte zu einer ersten Machtprobe. Auf Befehl des Schah Reza Chan wurde die Moschee von schahtreuen Eliteeinheiten gestürmt und mehrere Geistliche öffentlich gedemütigt.

Die staatliche "Verwestlichung" des Iran begann 1929 mit dem Zwang für Männer, westliche Kleidung zu tragen. 1936 folgte die Abschaffung der Unabhängigkeit der islamischen Gerichte. Nur ein vom Schah genehmigter Hofgelehrter durfte noch in Fällen des Ehestandes und in religiösen Fragen entscheiden. 1937 folgte für Frauen das Verbot der Verhüllung [hidschab], das von der Polizei mit Gewalt durchgesetzt wurde. Der Widerstand der Geistlichen stieg täglich. Unter anderem musste einer ihrer Anführer, Seyyid Hassan Modarres, 1938 mit dem Leben bezahlen.

Reza Schah verachtete auch die Sprache und Kultur des Landes, die islamisch geprägt waren und führte die französische Sprache am Hof ein. Seinen Sohn, den späteren Schah Mohammad Reza Pahlavi, schickte er zur Ausbildung in die Schweiz.

Seine Macht und Gewaltherrschaft sicherte Schah Reza Pahlavi u.a. mit britischer Unterstützung, wofür er das Öl des Landes mehr oder weniger an die Briten verschenkte. Der britische Einfluss auf die Ölindustrie spiegelte sich in der Anglo-Persian Oil Company (APOC) wieder. Die APOC wurde 1908 gegründet und 1935 in Anglo-Iranian Oil Company (AIOC) umbenannt. Die Aktienmehrheit lag mit 51 Prozent in britischer Hand, für den Iran war ein Gewinnanteil von 16 Prozent vorgesehen, wobei die Buchführung der Briten aber niemals von Iranern geprüft werden durfte.

Mit Ausbruch des Zweiten Weltkrieges erklärte der Iran seine Neutralität. Die Erdölvorkommen im Iran bekamen eine strategische Bedeutung, Deutschland war kurz vor Beginn des Kriegs Irans größter Handelspartner. Großbritannien forderte vom Iran, alle deutschen Staatsangehörigen auszuweisen. Nach Hitlers Angriff auf die Sowjetunion am 22.6.1941 planten die Alliierten eine Nachschublinie durch den Iran, was dieser aus taktischen Gründen nicht gewähren wollte, um seine Macht ausbauen zu können. Er hatte sich aber verkalkuliert. Großbritannien und die Sowjetunion marschierten am 24.8.1941 in das Land ein. Sie zwangen Schah Reza am 16.9.1941 militärisch, zugunsten seines Sohnes Mohammad Reza abzudanken und führten damit die Erbmonarchie wieder ein.

Reza Chan starb 1944 im Exil in Johannesburg in Südafrika. Sein Leichnam wurde später von Johannesburg in den Iran zurückgeführt und in einem Mausoleum, welches zu seinen Ehren gebaut wurde, aufbewahrt. 1979 wurde das Mausoleum nach der Islamischen Revolution gesprengt. Auch sein ehemaliger Palast in Teheran wurde beschlagnahmt und in das Saadabad-Palastmuseum umgewandelt. Reza Chans berühmtes Spiegelzimmer im Palast zeigt über der Eingangspforte eine in Stein gemeißelten Davidstern, was zu vielen Spekulationen Anlass wurde.

Reza Chan war insgesamt vier Mal verheiratet. Aus der ersten Ehe mit Maryam Chanum, die er 1895 heiratete, entstammt die Tochter Hamdan-Os-Soltaneh, (22.2.1904-1992). Die Mutter verstarb bei der Geburt. Aus der zweiten Ehe mit Taj-Ol-Moluk (Heirat 1916) gingen vier Kinder hervor. Die älteste Tochter Schams (18.10.1917-1996), Mohammad Reza, der Thronnachfolger wurde, und seine Zwillingsschwester Aschraf, (beide 26.10.1919-heute) und, Ali Reza, (1.4.1922-26.10.1954) der bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam. Aus der dritten Ehe mit Turane, die er als Zeitehe schloss, ging ein Sohn, Gholam Reza (15.5.1923-heute) hervor. Und aus der vierten Ehe mit Esmat gingen vier Söhne und eine Tochter hervor: Abdul Reza (7.6.1924-2004), Ahmed Reza (21.8.1925-1981), Mahmud Reza (4.10.1926-2001), Fatemeh (4.10.1928-1987) und Hamid Reza (4.6.1932-1992). Von keinem Familienmitglied ist bekannt, dass es sich für die Verbrechen des Hofes gegen das eigene Volk jemals entschuldigt hätte. Einige haben ihre Geldmittel zum Sturz der Islamischen Republik Iran eingesetzt.

Reza Chan 1934 zu Besuch bei Atatürk in Ankara

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