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zu islamischen Themen finden Sie im Verlag Eslamica. Der Begriff
"Hadith" (Überlieferung) bedeutet zunächst "Mitteilung",
"Erzählung" oder "Bericht".
Im islamisch-religiösen Gebrauch
bezeichnet der Begriff die in der ersten Zeit mündlichen und später schriftlichen Überlieferungen
von und über den
Propheten und/oder die
Ahl-ul-Bait: Über ihre
Verfahrensweise [sunna] welche sich zusammen setzt aus
ihren Anweisungen,
nachahmenswerten Handlungen, Billigungen,
Empfehlungen,
Geboten
und
Verboten sowie Hinweisen zur
Moral [achlaq]. Die Aussagen dienen als
Erläuterung des
Heiligen Qur'an
dessen vorgelebtes Ideal die
Ahl-ul-Bait verkörpern, denn der
Heilige Qur'an beinhaltet nach
islamischen
Vorstellungen
sämtliche
Informationen, doch sind nur die
Reinen
[masum], also die
Ahl-ul-Bait in der Lage, dieses
vollständig zu verstehen, so dass deren
Vorbild [sunna] dazu dient, den
Heiligen Qur'an zu leben.
Eine Sonderform der Überlieferung ist die
Heilige Überlieferung [hadith qudsi].
Grundsätzlich besteht eine Überlieferung in ihrer
äußeren Struktur aus zwei Teilen, wie am folgenden Beispiel
verdeutlicht:
"Abu Bakr
Muhammad ibn ‘Umar al-Dschiabi berichtete mir: Ahmad ibn
Isa Abu Dschafar al-Idschli berichtete uns: Ismail ibn
‘Abdullah ibn Chalid erzählte uns: ‘Ubaidullah ibn ‘Umar
sagte zu uns: ‘Abdullah ibn Muhammad ibn ‘Aqil
berichtete uns von Hamza ibn Abi Said al-Chudri, von
seinem Vater: |
Ich hörte den
Gesandten Allahs (s.) sagen: "Ich bin die Stadt des
Wissens, und Ali ist das Tor zu ihr. Wer das Wissen
begehrt, der soll es von ‘Ali (a.) erwerben." |
Der obere Teil der Überlieferung ist die
Überlieferungskette [isnad], die vom
Prophet Muhammad (s.)
bis zum Autor des schriftlichen Werks reicht. Der untere Teil der Überlieferung enthält den
eigentlichen Inhalt [matn].
Die Kritik der Überlieferungen stellt einen gesamten
Wissenschaftsbereich im
Islam
dar. Die Überlieferung darf zunächst einmal keinen Widerspruch
zum Heiligen Qur'an
aufweisen. Darüber hinaus bietet die
Überlieferungskette [isnad] die Gelegenheit, ihre
Glaubwürdigkeit einzuschätzen. Es gibt sehr unterschiedliche Kriterien zur
Beurteilung von Überlieferungen und entsprechend sind die
Einteilungen von Überlieferungswissenschaftlern ebenfalls
unterschiedlich. Bekannt sind die Einteilung nach der Qualität
in:
| wahr, authentisch [sahih / صحيح ] |
| schön, gut [hasan / حسن ] sind Überlieferungen, die
sowohl inhaltlich als auch mit Hinblick auf ihre
Überlieferer allgemeine Akzeptanz haben und somit normativen
Charakter in der Anwendung allerdings entweder keine
Bestätigung finden oder einen anderen Schwachpunkt aufweisen |
| schwach [da'if / ضعيف ] ist dagegen eine Überlieferung,
die eine zweifelhafte Authentizität haben. |
| gefälscht [maudu / موضوع ] |
Weitere Unterkategorien dienen der weiteren
Differenzierung. Ein wesentlicher Unterschied bei der
Beurteilung von Überlieferungen zwischen
Sunniten und
Schiiten liegt darin, dass
sunnitische Gelehrte auf die
Beurteilung vorangegangener verstorbener Gelehrter
zurückgreifen können, wohingegen ein
schiitischer
Rechtsgelehrter [mudschtahid]
für seine
selbständige Rechtsfindung [idschtihad] jeweils jede
verwendete Überlieferung selbst beurteilen muss.
Auch in der Beurteilung der Überlieferer gibt es große
Unterschiede da
Sunniten auch
viele derjenigen als glaubwürdig einstufen, welche blutige
Kriege gegen die
Ahl-ul-Bait
(a.) eröffnet haben, wohingegen jene bei
Schiiten als unglaubwürdig
gelten.
Zu den Beurteilungskriterien für eine Überlieferungskette
gehören unter anderem:
| Lückenlos [musnad / مسند ] bis auf den Ursprung der
Aussage zurückführbar mit chronologisch ununterbrochener
Überliefererkette. |
| Unvollständig [ mursal / مرسل ]
In der Kette fehlt das letzte Glied, obwohl die
überliefernde Autorität einen Prophetenspruch zitiert, den
er selbst nicht gehört bzw. erlebt haben kann. |
| Unterbrochen [munqati / منقطع
] ist eine Überlieferungskette, wenn z.B. zwei Personen
darin einander etwas übermitteln, obwohl sie sich nicht
getroffen haben können und somit offenbar jemand dazwischen
fehlt. Hierbei gibt es weitere Abstufungen, je nachdem wie
viele Unterbrechungen vorliegen. |
In der Sammlung und späteren Beurteilung von
Überlieferungen gibt es zeitlich unterschiedliche
Anfangszeitpunkte, da der erste
Kalif
Abu
Bakr das schriftliche Niederlegen von Prophetenworten
untersagte, wohingegen die Anhänger
Imam Alis (a.) dies von Anfang an taten.
Nach und nach wurden die Überlieferungen in Sammelwerken
zusammengefasst. Die bedeutsamsten Sammelwerke für
Schiiten sind die
Vier Bücher [kutub arba'a].
Während obige Sammler bereits eine eigene Auswahl getroffen
und Bewertungen durchgeführt haben, beinhaltet das mit Abstand
umfassendste Werk der Überlieferungssammlungen
Bihar-ul-Anwar keine Bewertungen sondern dient als
unerschöpfliche Quelle für jeden Wissenschaftler.
Bei
Sunniten genießen
Sechs Bücher [al-kutub as-sitta] die höchste
Aufmerksamkeit. Als weitere Sammelwerke werden genannt:
In der Zeit unmittelbar nach dem
Propheten Muhammad (s.) galt ein
Überlieferungsverbot. Die
Ahl-ul-Bait (a.) haben sowohl in jener Zeit als auch
später das Erlernen und Weitergeben von Überlieferungen
gelobt. Allerdings hat
Imam Sadiq
(a.) darauf hingewiesen: „Falls jemand einen Hadith für weltliches Nutzen erlernt, so hat er im Jenseits
nichts davon. Wenn jemand einen Hadith für das Jenseits erlernt, so wird ER (Gott)
ihn im Diesseits und im Jenseits Nutzen zukommen lassen“. (Bihar-ul-Anwar
Band 1, Seite 111) |