Abu Huraira

Abu Huraira

Ursache und Wirkung seiner Überlieferungen

Sayyid Abdalhussain Scharaffuddin al-Musawi

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16.  Der Heilige Prophet Muhammad (s.) schläft so gut, dass er das Morgengebet verpasst

Buchari und Muslim berichteten durch eine Erzählerkette, die bei Abu Huraira endet, der sagte, wie Muslim aufzeichnet:

"Wir verbrachten mit dem Propheten Gottes eine Nacht bei einer Hoch­zeitsfeier, und dann wachten wir erst auf, als die Sonne schon schien. Da sagte der Prophet: „Jedermann von euch sollte mit seinem Reittier fliehen, denn dieser Ort ist vom Satan bewohnt.“ Wir taten dementsprechend. Dann ließ der Prophet Wasser bringen und vollzog die rituelle Waschung. Dann vollführte er zwei Niederwerfungen. Danach rüstete man sich fürs Pflichtgebet, und der Prophet machte das Morgengebet (nachträglich)."

Bemerkungen

Dieses Hadith Abu Hurairas steht klar im Widerspruch zur Führungsrolle des Heiligen Propheten Muhammad (s.), wie sich Allah an ihn wendet und im Heiligen Qur´an spricht (Sure 73, Vers 1-4):

„Oh du Verhüllter, steh in der Nacht zum Gebete auf, mit Ausnahme eines kleinen Teils derselben. Die Hälfte der Nacht verwende dazu, doch kannst du um ein weniges abkürzen, oder auch etwas hinzufügen, und bete den Qur´an mit singender und lauter Stimme.“

Der Heilige Prophet Muhammad (s.) pflegte die ganze Nacht durchzubeten, so sehr, dass seine Füße anschwollen; deswegen kam dieser qur´anische Vers. So offenbarte Allah ihm den Qur´an-Vers (Sure 20, Vers 2-3):

„Ta Ha. Den Qur´an haben Wir (Gott) dir nicht offenbart, um dich unglücklich zu machen, sondern er diene nur zur Ermahnung für die Gottesfürchtigen.“

Dies war die Haltung des Heiligen Propheten Muhammad (s.) zum freiwilligen Gebet. Man kann sich gut ausdenken, wie seine Regelmäßigkeit und seine Hingabe für die Pflichtgebete waren.

Weiterhin erzählte Abu Huraira selber ein Hadith vom Heiligen Propheten Muhammad (s.), worin dieser sagte:

„Wenn jemand von euch schläft, legt Satan drei Knoten auf seinen Hinterkopf. Wenn er aufwacht und an Allah denkt, löst sich der eine Knoten. Wenn er Wudhu (rituelle Waschung) vollzieht, löst sich der zweite Knoten. Wenn er das Pflichtgebet verrichtet, löst sich der dritte Knoten. Dann wird er den Morgen fröhlich mit einem klaren Herzen betreten, andernfalls wird er ein schmutziges Herz voller Falschheit haben.“ (Sahih-Werk Bucharis, Band 3, Seite 136)

Und einem anderen Hadith zufolge soll der Heilige Prophet Muhammad (s.) gesagt haben:

„Kein Pflichtgebet ist härter für die Heuchler als das Morgendämmerungsgebet (Fadschr) und das Nachtgebet (Ischa), aber wenn die Heuchler wüssten, welche Meriten diese beiden Pflichtgebete haben, würden sie zu ihnen auf dem Bauche kriechend kommen.“ (Sahih-Werk Bucharis, Band 1, Seite 73)

Eigentlich bedarf es nicht all zu vieler Worte, da es bei diesen nachdrücklichen Hinweisen absolut unmöglich ist, dass der Heilige Prophet Muhammad (s.) – Gott bewahre – so wenig an das Morgengebet gedacht habe, dass er verschliefe, bis die Sonne schon schien und er so das Morgengebet verpasste.[1]

Es gibt einige weitere Aspekte, welche das erdichtete Hadith Abu Hurairas unecht erscheinen lassen.

Erstens, es wurde in den verschiedenen Sahih-Werken verdeutlicht, dass während des Schlafs nur die Augen des Heiligen Propheten Muhammad (s.) schliefen, aber sein Herz schlief nie. (Buchari, Band 2, Seite 179; Musnad-Werk von Imam Ahmad, Band 2, Seite 251). Wie dann kann der Prophet dann sein Morgengebet verschlafen?

Zweitens, gemäß dem, was Muslim in seinem Sahih-Werk, Band 1, Seite 254, aufzeichnete, geschah der im betrachteten Hadith behauptete Vorfall, als der Heilige Prophet Muhammad (s.) von der Schlacht bei Chaibar nach Medina unterwegs war; aber Abu Huraira kam erst nach der Schlacht zu Chaibar nach Medina, um beim Heiligen Propheten Muhammad (s.) den Islam anzunehmen. Daher kann Abu Huraira nicht behaupten, er sei beim Vorfall dabei gewesen!

Drittens, in diesem Hadith Abu Hurairas wird der Heilige Prophet Muhammad (s.) derart geschildert, als wenn er gesagt hätte, jeder solle mit seinem Reittier fliehen, denn Satan bewohne jenen Ort; aber es wurde bereits überzeugend dargelegt, dass Satan gar nicht an den Heiligen Propheten Muhammad (s.) herantreten kann. Abu Huraira sagt auch:

„Wir taten dementsprechend.“

Aber wir wissen, dass in jenen Tagen Abu Huraira gerade soviel arbeitete, dass er sich gerade ernähren konnte. Wie konnte er dann ein Reittier haben?

Viertens, Abu Huraira sagt dann, dass der Heilige Prophet Muhammad (s.) Wasser holen ließ, Wudhu machte, dann zwei Niederwerfungen machte und danach das Morgengebet (nachträglich) verrichtete. Offenkundig war dieses Gebet stellvertretend für das vergessene Pflichtgebet. In diesem Falle ist der Zweck der beiden Niederwerfungen nicht klar, denn sie waren überhaupt nicht notwendig.

Fünftens, es ist bei Führern von Armeen und Streitkräften üblich, dass die schlafenden Soldaten eine Wache haben, denn es könnte ja ein Feind angreifen. Sicherlich konnte der Heilige Prophet Muhammad (s.), der von Todfeinden und von versteckten Heuchlern in den eigenen Reihen umgeben war, auf diese Vorsichtsmaßnahme nicht verzichten, denn sonst hätte er sich und die Seinen dem Angriff des Feindes oder den Machenschaften der Heuchler innerhalb seiner eignen Reihen ausgesetzt. Es ist unmöglich anzunehmen, dass auch die Wache einfach schlief. Es wird deutlich, warum der Heilige Prophet Muhammad (s.) korrekterweise davor warnte, dass eine Menge Lügen gegen ihn ausgesponnen werden würden.

Sechstens, die damals vom Heiligen Propheten Muhammad (s.) angeführten Streitkräfte bestanden aus 1600 Mann mit zweihundert Pferden. Es ist einfach undenkbar, dass alle Krieger so tief schliefen, dass kein einziger für das Morgengebet aufwachte, denn die Pferde, die auf das Morgenfutter warteten, müssen doch gewiehert und mit den Hufen gescharrt haben. Offensichtlich ist die ganze Geschichte nichts anderes als eine unverschämte Fantasie im Kopfe Abu Hurairas.

[1] Einige behaupten auch, dass der Prophet (s.) solche Fehler nur deshalb gemacht hat, um den Anhängern zu zeigen, wie es zu korrigieren ist. Da aber derartige Fehler auch Sünden sind ist es absurd anzunehmen, dass der Prophet die Sünde begeht, um die Korrektur aufzuzeigen, zumal das auch möglich wäre, ohne selbst den Fehler zu begehen.

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