Buchari und Muslim berichteten durch eine
Erzählerkette, die bei Abu Huraira endet, der sagte, wie
Muslim aufzeichnet:
"Wir verbrachten mit dem Propheten
Gottes eine Nacht bei einer Hochzeitsfeier, und dann wachten
wir erst auf, als die Sonne schon schien. Da sagte der
Prophet: „Jedermann von euch sollte mit seinem Reittier
fliehen, denn dieser Ort ist vom Satan bewohnt.“ Wir taten
dementsprechend. Dann ließ der Prophet Wasser bringen und
vollzog die rituelle Waschung. Dann vollführte er zwei
Niederwerfungen. Danach rüstete man sich fürs Pflichtgebet,
und der Prophet machte das Morgengebet (nachträglich)."
Bemerkungen
Dieses
Hadith Abu Hurairas steht klar im Widerspruch zur
Führungsrolle des Heiligen Propheten Muhammad (s.), wie sich
Allah an ihn wendet und im Heiligen Qur´an spricht (Sure 73,
Vers 1-4):
„Oh du Verhüllter, steh in der Nacht
zum Gebete auf, mit Ausnahme eines kleinen Teils derselben.
Die Hälfte der Nacht verwende dazu, doch kannst du um ein
weniges abkürzen, oder auch etwas hinzufügen, und bete den
Qur´an mit singender und lauter Stimme.“
Der Heilige Prophet Muhammad (s.) pflegte
die ganze Nacht durchzubeten, so sehr, dass seine Füße
anschwollen; deswegen kam dieser qur´anische Vers. So
offenbarte Allah ihm den Qur´an-Vers (Sure 20, Vers 2-3):
„Ta Ha. Den Qur´an haben Wir (Gott)
dir nicht offenbart, um dich unglücklich zu machen, sondern er
diene nur zur Ermahnung für die Gottesfürchtigen.“
Dies war die Haltung des Heiligen
Propheten Muhammad (s.) zum freiwilligen Gebet. Man kann sich
gut ausdenken, wie seine Regelmäßigkeit und seine Hingabe für
die Pflichtgebete waren.
Weiterhin erzählte Abu Huraira selber ein
Hadith vom Heiligen Propheten Muhammad (s.), worin dieser
sagte:
„Wenn jemand von euch schläft, legt
Satan drei Knoten auf seinen Hinterkopf. Wenn er aufwacht und
an Allah denkt, löst sich der eine Knoten. Wenn er Wudhu
(rituelle Waschung) vollzieht, löst sich der zweite Knoten.
Wenn er das Pflichtgebet verrichtet, löst sich der dritte
Knoten. Dann wird er den Morgen fröhlich mit einem klaren
Herzen betreten, andernfalls wird er ein schmutziges Herz
voller Falschheit haben.“ (Sahih-Werk Bucharis, Band 3,
Seite 136)
Und einem anderen Hadith zufolge soll der
Heilige Prophet Muhammad (s.) gesagt haben:
„Kein Pflichtgebet ist härter für die
Heuchler als das Morgendämmerungsgebet (Fadschr) und das
Nachtgebet (Ischa), aber wenn die Heuchler wüssten, welche
Meriten diese beiden Pflichtgebete haben, würden sie zu ihnen
auf dem Bauche kriechend kommen.“ (Sahih-Werk Bucharis,
Band 1, Seite 73)
Eigentlich bedarf es nicht all zu vieler
Worte, da es bei diesen nachdrücklichen Hinweisen absolut
unmöglich ist, dass der Heilige Prophet Muhammad (s.) – Gott
bewahre – so wenig an das Morgengebet gedacht habe, dass er
verschliefe, bis die Sonne schon schien und er so das
Morgengebet verpasste.
Es gibt einige weitere Aspekte, welche
das erdichtete Hadith Abu Hurairas unecht erscheinen lassen.
Erstens, es wurde in den verschiedenen
Sahih-Werken verdeutlicht, dass während des Schlafs nur die
Augen des Heiligen Propheten Muhammad (s.) schliefen, aber
sein Herz schlief nie. (Buchari, Band 2, Seite 179;
Musnad-Werk von Imam Ahmad, Band 2, Seite 251). Wie dann kann
der Prophet dann sein Morgengebet verschlafen?
Zweitens, gemäß dem, was Muslim in seinem
Sahih-Werk, Band 1, Seite 254, aufzeichnete, geschah der im
betrachteten Hadith behauptete Vorfall, als der Heilige
Prophet Muhammad (s.) von der Schlacht bei Chaibar nach Medina
unterwegs war; aber Abu Huraira kam erst nach der Schlacht zu
Chaibar nach Medina, um beim Heiligen Propheten Muhammad (s.)
den Islam anzunehmen. Daher kann Abu Huraira nicht behaupten,
er sei beim Vorfall dabei gewesen!
Drittens, in diesem Hadith Abu Hurairas
wird der Heilige Prophet Muhammad (s.) derart geschildert, als
wenn er gesagt hätte, jeder solle mit seinem Reittier fliehen,
denn Satan bewohne jenen Ort; aber es wurde bereits
überzeugend dargelegt, dass Satan gar nicht an den Heiligen
Propheten Muhammad (s.) herantreten kann. Abu Huraira sagt
auch:
„Wir taten dementsprechend.“
Aber wir wissen, dass in jenen Tagen Abu
Huraira gerade soviel arbeitete, dass er sich gerade ernähren
konnte. Wie konnte er dann ein Reittier haben?
Viertens, Abu Huraira sagt dann, dass der
Heilige Prophet Muhammad (s.) Wasser holen ließ, Wudhu machte,
dann zwei Niederwerfungen machte und danach das Morgengebet
(nachträglich) verrichtete. Offenkundig war dieses Gebet
stellvertretend für das vergessene Pflichtgebet. In diesem
Falle ist der Zweck der beiden Niederwerfungen nicht klar,
denn sie waren überhaupt nicht notwendig.
Fünftens, es ist bei Führern von Armeen
und Streitkräften üblich, dass die schlafenden Soldaten eine
Wache haben, denn es könnte ja ein Feind angreifen. Sicherlich
konnte der Heilige Prophet Muhammad (s.), der von Todfeinden
und von versteckten Heuchlern in den eigenen Reihen umgeben
war, auf diese Vorsichtsmaßnahme nicht verzichten, denn sonst
hätte er sich und die Seinen dem Angriff des Feindes oder den
Machenschaften der Heuchler innerhalb seiner eignen Reihen
ausgesetzt. Es ist unmöglich anzunehmen, dass auch die Wache
einfach schlief. Es wird deutlich, warum der Heilige Prophet
Muhammad (s.) korrekterweise davor warnte, dass eine Menge
Lügen gegen ihn ausgesponnen werden würden.
Sechstens, die damals vom Heiligen
Propheten Muhammad (s.) angeführten Streitkräfte bestanden aus
1600 Mann mit zweihundert Pferden. Es ist einfach undenkbar,
dass alle Krieger so tief schliefen, dass kein einziger für
das Morgengebet aufwachte, denn die Pferde, die auf das
Morgenfutter warteten, müssen doch gewiehert und mit den Hufen
gescharrt haben. Offensichtlich ist die ganze Geschichte
nichts anderes als eine unverschämte Fantasie im Kopfe Abu
Hurairas.