Frankfurt an der Oder
Nachdem man in Leobschütz eine Nacht geruht und gerastet
hatte, reiste man weiter und kam in zwei Tagereisen in der
Festung Neiße an.'' Diese Festung ist unter den
Grenzbefestigungen an der österreichischen Grenze eine der
festesten; schon ihre Vor-Stadt ist eine schöne Befestigung.
Auch dort waren drei Generale, welche gleichfalls nach unserer
Herberge kamen, um uns aufs feierlichste willkommen zu heißen.
Von Neiße gelang es auch in drei Tagereisen die Festung
Breslau, welche die Hauptstadt Schlesiens ist, zu erreichen.^
Diese Festung liegt am Ufer des großen Oderflusses und ist
ein, von zahlreichen mit Wasser gefüllten Gräben umgebener,
stark befestigter Ort. Ihre Einwohnerzahl beläuft sich auf
schätzungsweise 60 bis 70 Tausend. Da sie außerdem der
polnischen Grenze nahe liegt, so gibt es dort viele Kaufleute,
und die Bevölkerung ist wohlhabend. Weil dazu auf den Wassern
des Oderflusses Boote von allen Seiten kommen und gehen, so
ist dieser Ort reich an allerhand Nahrungsmitteln und
Früchten.
Nachdem notwendigerweise in Breslau einige Tage Aufenthalt
genommen und Ruhe gehalten war, wurde auch von dort wieder
aufgebrochen und nach Übernachtung in den Flecken Neumarkt,
Parchwitz und Raudten die Festung Glogau erreicht, die
gleichsam der Riegel Schlesiens ist. Weil diese Festung nur
vier Stunden von der polnischen Grenze entfernt liegt, ist sie
äußerst sorgfältig befestigt und gesichert. So ist sie als
einzigartige Festung bekannt geworden.
Von Glogau aus kam man nach Passieren der Flecken Neusalz,
Grünberg und Krossen in die Stadt Frankfurt. Weil diese Stadt
am Ufer des oben genannten Oder Husses liegt, so führen die
Kaufleute von allen Seiten, zu Lande und auf dem Flusse,
besonders von der Ostsee her, viele Waren herbei; da zudem im
Jahr zwei' bis dreimal Markt abgehalten wird, so herrscht dort
ein reger Handelsverkehr, wodurch die Bevölkerung zu Wohlstand
kommt. Durch den Reichtum wiederum ist es eine bekannte,
hübsche und blühende Stadt geworden.
Nach zweitägigem Ruheaufenthalt in der genannten Stadt ging es auch von dort weiter. Da wir bei unserer Ankunft in dem drei Stunden von Berlin entfernten Cöpenick hörten,
dass in Berlin die Herberge, in der wir wohnen sollten, noch nicht bereit war, so blieben wir einige Tage in diesem Flecken und beschlossen, am 13. des dschemazil-uchra [17. Februar] in Berlin einzuziehen.