Ewiges Leben

Das Ewige Leben

Ayatollah Morteza Motahhari

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Inhaltsverzeichnis

Argumente und Beweise für die andere Welt im Heiligen Quran

Da unser Glaube an die Auferstehung von unserem Glauben an den Heiligen Qur’an und die Überlieferungen des Propheten (s.a.s.) stammt, scheint es unnötig, irgendwelche Beweise oder wissenschaftliche Anzeichen und Hinweise für die Auferstehung anzubringen. Um uns die Sache leicht zu machen, erwähnt der Heilige Qur’an eine Reihe von Indizien, die uns direkt auf die Auferstehung hinweisen. Diese Indizien wollen wir kurz darstellen.

Die Argumentation des Heiligen Qur’an besteht in einer Reihe von Antworten für die, die an die Auferstehung nicht glauben. Einige dieser Antworten sprechen die an, die es für unmöglich halten, daß der Jüngste Tag eintritt, und offenbaren, daß es kein Argument dagegen gibt. Andere Verse gehen weiter und stellen fest, daß es, wenn man ähnliche Vorfälle in dieser Welt und der anderen in Betracht zieht, grundlos wird, den Tag des Jüngsten Gerichts als unmöglich abzulehnen. Wieder andere Verse gehen noch weiter und erläutern die Auferstehung als wesentliches, nicht zu unterschätzendes, endgültiges Resultat der weisen Schöpfung des Universums. Es gibt also drei Gruppen von Versen, die allesamt die Verdeutlichung der Auferstehung im Auge haben. Im folgenden werden sie vorgestellt.

"Er prägt für uns (die wir nicht unsergleichen haben) ein Gleichnis (als ob über uns etwas Typisches festgestellt werden könnte) und vergißt (dabei), daß er (selber) geschaffen ist. Er sagt: "Wer wird Knochen (wieder) lebendig machen, nachdem sie (bereits) morsch geworden sind"?" (Heilier Qur’an 36:78).

"Sag: Der wird sie (wieder) lebendig machen, der sie erstmals hat entstehen lassen und der über alles, was mit Schöpfung zu tun hat, Bescheid weiß" (Heiliger Qur’an 36:79).

Dieser Vers gibt dem Ungläubigen eine Antwort, der den verrotteten, morschen Knochen in der Hand hielt. Während er ihn mit den Fingern rieb, zerstäubte das Knochenpulver in der Luft. Da sagte er: "Wer kann diese zerstäubten Körnchen wieder zu Leben erwecken?" Der Heilige Qur’an antwortet ihm, derjenige, der sie am Anfang erschaffen hat, vermöchte das zu tun. Der Mensch klassifiziert gern Angelegenheiten in unmögliche und mögliche und geht dabei immer auf seine eigenen Fähigkeiten und seine Kraft zurück. Dinge, die über unserem Macht- und Vorstellungsbereich liegen, halten wir für unmöglich. Der Heilige Qur’an stellt dazu fest, betrachteten wir unsere Kräfte, so erscheine uns die Auferstehung sicherlich unmöglich, aber sie kann stattfinden in Anbetracht der Macht, die ursprünglich Leben aus leblosem Stoff geschaffen hat. Im Heiligen Qur’an finden sich viele Verse, die die in Gottes Macht stehende Auferstehung zum Thema haben. Sie erläutern deren Unvermeidlichkeit in Anbetracht dessen, daß ein gerechter und weiser Gott den Jüngsten Tag fordern muß. Wie das Wunder der Schöpfung von Leben, das diesem Dekret folgte und in der Wiederbelebung am Tag des Gerichts folgen. Diese Gruppe von Versen des Heiligen Qur’an bietet uns Beispiele und besteht aus zwei Teilgruppen:

a)  Aus den Versen, die spezielle Vorkommnisse zur Sprache bringen, bei denen die Toten auferweckt worden sind. So redet Abraham (a.s.) zu Gott und bittet ihn, ihm doch das Geheimnis der Auferstehung zu enthüllen. Als Antwort folgt die Frage, ob er denn an sie glaube. Er gibt eine bejahende Antwort und erklärt, die Frage habe nur den Zweck einer Rückversicherung gehabt. Dann befiehlt ihm der Herr, vier Vögel zu erjagen, ihnen die Köpfe abzuschneiden, sie zu zerlegen und jedes Stück auf einen anderen Berggipfel zu bringen und dort abzulegen. Würde er die Vögel dann rufen, so würden sie, zum Leben wiedererweckt, Gottes Befehl gehorchend, auf ihn zufliegen.

b)  Aus den Versen, die sich nicht auf außergewöhnliche übernatürliche Ereignisse wie die Geschichte von Abraham beziehen, vielmehr auf die gegenwärtige, von jedem wahrnehmbare Ordnung, innerhalb derer im Herbst und Winter Erde und Pflanzen sterben und im Frühling zu neuem Leben erwachen. Sie weisen dann darauf hin, daß immer wieder zu beobachten sei, wie die Natur stirbt und schwach wird nach einer Zeit voll Leben und Energie. Mit dem Wechsel der Jahreszeit verändern sich die Bedingungen, und Erde, Bäume und Blumen beginnen wieder ein neues Leben. Dieser Prozeß ereigne sich im gesamten Universum. Es werde ausgetilgt, erkalte und vertrocknet. Sonne, Mond und Sterne lösten sich auf und fielen auseinander. Das ganze Universum würde leblos. Aber dieser Zustand des Todes sei ein vorübergehender. Alles Sein würde zu neuem Leben unter neuen Bedingungen und in einer neuen Situation erwachen.

Um diesen Sachverhalt klarer zu machen: Wir menschliche Wesen leben auf der Erde, die im Lauf von 365 Tagen eine Periode von Leben und Sterben durchmacht. Da wir fünfzig oder sechzig oder vielleicht sogar hundert und mehr Jahre leben können, können wir diese Erfahrung von Leben und Sterben zahllose Male machen, ohne weiter über Tod und Wiedergeburt der Erde in Verwunderung zu geraten. Gesetzt den Fall, wir lebten - wie einige Insektenarten - nur ein paar Monate, und wir seien unintelligent, so würden wir, der Erdgeschichte und ihrer Jahreszyklen unbewußt, auch Tod und Wiedergeburt der Erde nicht beobachten und konsequen­terweise an diesen Prozeß nicht glauben. Ein Moskito, der im Frühling zum Leben erwacht und im Herbst oder Winter stirbt, kann sich definitiv die Wiedergeburt eines Gartens nicht vorstellen. Kann ein Wurm oder ein Moskito, dessen Leben auf einen Baum oder einen Garten beschränkt ist, sich vorstellen, daß seine Heimat ein untergeordneter Teil eines größeren Systems, Bauernhof genannt, ist, von dem sein Leben abhängig ist? Daß die Provinz selbst ein Teil des Landes ist, das seinerseits Teil der Gesamtordnung der Erde ist, die ihrerseits wiederum einen Teil des Sonnensystems bilden?

Was wissen wir? Alle unsere Sonnensysteme, die Sterne, Sternbilder, alles, von dem wir wissen, daß es den Naturgesetzen gehorcht, können einem übergeordneten System untergeordnet sein. Die Entwicklung der Natur über Millionen und Billionen Jahre hinweg kann Teil eines Tages oder einer Jahreszeit innerhalb eines größeren Systems sein. Dieser Zeitabschnitt, den unser Leben einnimmt, kann in eine Periode der Auslöschung und Verwandlung münden. Jenes übergeordnete System, das unser Sonnensystem, die Sterne und Himmelskörper allesamt einschließt, kann ein neues Leben in veränderter Gestalt beginnen.

Alle Propheten (a.s.) haben uns mit Hilfe von Gottes Offenbarungen über die Zerstörung und Auslöschung des Universums und über das neue Leben und die Auferstehung von den Toten innerhalb einer neuen Ordnung in Kenntnis gesetzt. Wir beobachten, daß ihre Botschaften verschiedenen Prüfungen auf ihren Wahrheitsgehalt hin standhalten und glauben daher an das, was sie sagen, auch an jene Wahrheiten von der Wiedergeburt des ganzen Universums nach einem Zeitabschnitt des Ausgelöschtseins.

Der Heilige Qur’an macht uns auf die Ordnung von Tod und Leben auf der Erde aufmerksam, die als winziges Beispiel für ein größeres Leben steht, so daß wir keinerlei Zweifel mehr an der Auferstehung, die Teil der ganzen Schöpfungsordnung ist, haben können. Im Heiligen Qur’an heißt Auferstehung Wiedergeburt, die sich in kleineren Beispielen bereits auf der Erde beobachten läßt.

Der Prophet (s.a.s.) erklärte:

"Immer, wenn du den Frühling betrachtest, denke an die Auferstehung."

Der Frühling steht also sozusagen beispielhaft für die Auferstehung. In einem seiner Gedichte bezieht sich der persische Dichter Maulawi hierauf:

Der Frühling, der dem Herbste folgt,

weist auf die Auferstehung hin,

die Feuer, Wasser, Sonne, Wind und Wolk',

erfassen wird. Und wunderbar

stell'n die Geheimnisse sich offen dar.

So seht, wie die Natur uns zeigt,

wie, was die Erde einst verschlang,

aus ihrem Munde ausgespien wird.

All unser Denken, Glauben - kurz.

Jedes Geheimnis wird von Gott enthüllt.

So säe gute Saat,

denn sie wird fruchtbar sein.

Von demselben Verständnis zeugt eines seiner Gedichte aus der Sammlung 'Diwan-e-Schams':

Bewunderst du der Sonne Untergang,

bedenke: Sie wird wieder aufersteh'n.

Wie könnte denn für Sonn' und Mond

ihr Untergehen schadenbringend sein?

Die Saat, die in die Erde fällt,

sie wächst - und dennoch hegst du Zweifel, blickst

du die Saat der Menschenwesen an?

Der Heilige Qur’an birgt viele Verse, die von der wahrnehm­baren existierenden Aufeinanderfolge von Tod und Wieder­geburt handeln.

"Und Gott ist es, der die Winde geschickt hat, worauf sie Gewölk aufbrachten. Wir trieben es dann einem ausgedorrten Land zu und belebten dadurch die Erde (wieder), nachdem sie tot war. So vollzieht sich (dereinst auch) die Auferstehung (von den Toten)" (Heiliger Qur’an 35:9).

"Und du siehst, daß die Erde erstarrt ist (und kein Leben mehr zeigt). Wenn wir dann Wasser (vom Himmel) auf sie herabkommen lassen, gerät sie (mit ihrer Vegetation) in Bewegung, treibt und läßt allerlei herrliche Arten (von Pflanzen und Früchten) wachsen. Dies (geschieht) deshalb, weil Gott wahrhaftig ist, die Toten (wieder) zum Leben bringt und zu allem die Macht hat, und weil die Stunde des Gerichts - an ihr ist nicht zu zweifeln - kommen und Gott (alle), die in den Gräbern sind, auferwecken wird" (Heiliger Qur’an 22:5-7).

Es gibt viele derartige Verse, die die Auferstehung als Teil des Systems von Tod und Leben in der Welt darstellen, wofür es kleine Beispiele auf der Erde zu beobachten gibt. Die obigen Verse mögen uns jedoch genügen. Der Unterschied zwischen den Versen dieser und denen der ersten Gruppe besteht darin, daß diese Verse sich nicht allein auf Gottes Macht stützen, sondern zusätzlich Beispiele für Gottes Macht in der Natur aufzeigen, wo sie sich in der wahrnehmbaren Welt manifestiert hat und dort ganz genauso agiert. Die dritte Gruppe von Versen betrachtet die Auferstehung als etwas Wesentliches und Definitives, und sie erklären im Hinblick auf Gottes göttliches Wesen ihr Nicht­stattfinden für unmöglich. Das kommt auf zwei Weisen zum Ausdruck: Die erste begründet sich aus Gottes Gerechtigkeit, also: Gott verleiht jedem Geschöpf das, was es verdient und wert ist. Die zweite basiert auf Gottes Weisheit: Gott hat mit allen Geschöpfen ein bestimmtes Ziel und einen bestimmten Zweck im Auge gehabt. Die göttliche Weisheit fordert das Fortschreiben alles Lebendigen hin auf ein gewünschtes Ziel, eine gewünschte Erfüllung.

Der Heilige Qur’an sagt: Gäbe es keine Auferstehung, kein ewiges Leben, keine ewige Seligkeit, nicht Lohn und nicht Strafe, so wäre das ungerecht und grausam von Gott, und Grausamkeit ist kein Charakteristikum Gottes. Außerdem, wenn es kein ewiges Leben oder kein bestimmtes, ewig währendes Ende gäbe, wäre die Schöpfung sinnlos und umsonst, das wiederum widerspricht Gottes Wesen. Mit Bezug auf Gottes Gerechtigkeit und Weisheit stellen viele Verse die Notwendigkeit und Unvermeidbarkeit der Existenz eines ewigen Lebens und einer Rückkehr zu Gott heraus. Wir wollen hier zwei Beispiele aus dem Heiligen Qur’an anführen, die Gottes Weisheit und Gerechtigkeit betonen: In der 38. Sure kommt zum Ausdruck, daß diejenigen, die vom Pfade Gottes abirren und den Tag der Abrechnung in Vergessenheit geraten lassen, schwer bestraft und gefoltert werden. In den Versen 27 und 28 derselben Sure geht der Heilige Qur’an dann auf den Tag der Auferstehung ein:

"Und wir haben den Himmel und Erde und (alles), was dazwischen ist, nicht umsonst geschaffen. Das meinen (nur) diejenigen, die ungläubig sind. Wehe denen, die ungläubig sind: Sie werden in das Höllenfeuer kommen! Oder sollen wir (etwa) diejenigen, die glauben und tun, was recht ist, denen gleichsetzen, die (überall) auf der Erde Unheil anrichten, oder die Gottesfürchtigen denen, die ein sündhaftes Leben führen?"

Auf Gottes Weisheit und seine weise Schöpfung wird also im ersten, auf Gottes Gerechtigkeit und seine gerechte Schöpfung im zweiten Vers hingewiesen. Die Verse 21 und 22 der 45. Sure drücken aus:

"Oder meinen diejenigen, die schlechte Taten begehen, wir würden sie denen gleichsetzen, die glauben und tun, was recht ist, sowohl in ihrem Leben, als auch, nachdem sie gestorben sind? Wie schlecht urteilen die doch! Gott hat Himmel und Erde wirklich und wahrhaftig geschaffen. Und einem jeden soll (dereinst) für das vergolten werden, was er (in seinem Erdenleben) begangen hat. Und ihnen (d.h. den Menschen, die vor dem Gericht stehen) wird (dabei) nicht Unrecht getan."

Das Prinzip der Gerechtigkeit erscheint im ersten Vers, das der Weisheit im zweiten. In den Versen, die dann dem zweiten hier aufgeschriebenen folgen, werden zur Unterstreichung von Gottes Gerechtigkeit Ziel und letzter Zweck der Auferstehung am Jüngsten Tag dargestellt. Wir wollen nun klären, inwiefern Gottes Gerechtigkeit und Weisheit ein ewiges Leben erforderlich machen und inwiefern die Schöpfung des Universums und der Menschheit sich gegen seine Weisheit und Gerechtigkeit wenden würden, gäbe es kein ewiges Leben nach diesem vergänglichen, in dem dann mit unseren Taten abgerechnet würde.

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