Gefangene in Kufa vorgeführt
Die Einwohner von Kufa reichten den Kindern, welche an den
Seiten der Camele in Körben saßen, (gleichwie den Camelen auf
den Zügen durch die Wüste) nach fünftägigem Entbehren Wasser,
Datteln und Brod , da rief Umm Kulthum: ihr Einwohner von
Kufa! wer uns etwas zur Unterstützung anbietet, begeht ein
Verbrechen, denn Almosen anzunehmen ist uns verboten. Damit
nahm sie den Kindern die gereichten Sachen aus den Händen und
vor dem Munde weg und warf sie fort. Die Leute fingen darüber
an zu weinen, sich ins Gesicht zu schlagen, zu klagen und die
Schleier zu zerreißen und riefen: oh Muhammed! oh 'Ali! oh
Hasan! oh Husein ! [B Eine Frau aus Kufa fragte eine andere:
weist du wer die ist, welche eben geredet hat? — Nein. — Diese
ist Umm Kulthiim, die Tochter des 'Ali ben Abu Talib und die
andere ist Zeinab. — Sie fingen an zu weinen und] Umm Kulthum
sprach zu ihnen: Ihr Kufaner! eure Männer töten uns und eure
Weiber beklagen uns, was wollt ihr? Gott wird zwischen uns und
euch entscheiden am Tage des Gerichtes, ihr Abtrünnigen,
Betrüger, Prahler, Diebe! Ihr seid offen als Feinde gegen uns
aufgetreten und habt die größte Ungerechtigkeit gegen uns
begangen; ihr wundert euch, dass Blut vom Himmel tropft , aber
die Strafe in jener Welt ist noch härter und währet ewig; in
euch ist nichts als Heuchelei und Verrat, Verdorbenheit und
Ungerechtigkeit ; ihr seid dahin gekommen, dass vor euch fast
die Himmel sich spalten, die Erde sich öffnet und die Berge in
Stücke zerfallen; wundert ihr euch, wenn es vom Himmel Blut
regnet ? bald werdet ihr solche Wolken treffen. Und wenn ihr
wüsstet, wie teuer dem Gottgesandten das Herz war, welches ihr
ausgerissen, und der Kopf, welchen ihr abgeschnitten habt ! —
Während sie so redete, erhob sich ein Geschrei von mehreren
Seiten her, sie nahten sich mit dem Kopfe Huseins und den 18
Köpfen der heiligen Familie. Husein pflegte sein Haar zu
färben, aber die Farbe war verwischt und der Wind spielte
damit rechts und links. Als Timm Kulthum den Kopf ihres
Bruders an der Spitze der übrigen erblickte, schlug sie sich
auf ihre Backen und ihre Stirn, sodass wir das Blut unter
ihrem Schleier sahen, dann deutete sie an, wie es ihr im
Herzen brannte, und sie sprach:
GB. O Mond! als sein Glanz voll war,
täuschte ihn sein Glück, da ging er am Abend unter.
O Mond! ist das verdorrt, was die verderblichen Winde
krank gemacht haben? und es war so frisch.
Ich hätte nicht Mutterstelle versehen, o Geliebter meines
Herzens,
(wenn ich gewusst hätte,) dass dies vom Schicksale bestimmt
und aufgeschrieben sei.
O Bruder Fatima's der jüngeren, sprich mit ihr,
denn fast will das Herz ihr schmelzen.
O mein Bruder, wenn du Ali sähest in der Erniedrigung
der Gefangenschaft und Sklaverei, vor heftigem Weinen seiner
nicht mächtig!
So oft sie ihm durch Schlagen Schmerz bereiten, ruft er
zu dir flehentlich und seine Tränen strömen.
O mein Vater ! er wendet sich mit Entschuldigung an dich: du
siehst mich
unter den Gefangenen gefesselt, geschlagen.
O mein Bruder ! nimm ihn zu dir und küsse ihn
und beruhige sein erschrecktes Herz.
Komm, wenn du willst, zu den Verwaisten nach deiner
Abwesenheit zurück
O mein Bruder! nach dem Versprechen einer baldigen Rückkehr!
Der Erzähler fährt fort: Ich sah Zeinab die Tochter 'Alis,
eine Matrone ohne Gleichen, sie redete wie mit der Zunge des
Gottgesandten; jetzt winkte sie den Leuten zu, still zu sein,
sie wichen zurück, der Pöbel war ruhig und nachdem sie das
»Gelobt sei Gott« und das Gebet für seinen Propheten
gesprochen hatte , fuhr sie fort : Ihr Treulosen und Verräter!
weinet ihr über uns? da werden die Tränen nicht gestillt und
die Angst nicht beruhigt werden, ihr seid wie die, denen die
Faden brechen an einem vormals starken, nun zerrissenen
Kleide, das geflickt werden soll; ihr gebraucht eure Schwüre
unter euch zum Betrügen. O Schande, die ihr euch selbst
zugezogen habt, wenn Gott über euch zürnt, und eure Strafe
wird ewig währen. Ihr schmeichelt wie die Frauen und handelt
wie die Feinde. Weinet ihr? ja das Weinen steht euch wohl an,
drum weinet viel und lachet wenig, ihr habt Schimpf und
Schande verdient dafür, dass ihr den Nachkommen des letzten
Propheten, den Herrn der jungen Männer im Paradiese, die
Zuflucht eurer Schutzsuchenden, die Burg eurer Gäste, die
Leuchte eures Weges, das Vorbild für eure Beweisführung
getötet habt; ist das nicht schlecht, was ihr begangen habt?
darum weg! fort! Tod und Verderben! vergebens ist das Bemühen,
der Vertrag ist gebrochen und die Hände sind abgehauen, ihr
habt euch den Zorn Gottes und seines Gesandten zugezogen,
Verachtung und Elend treffen euch. Wehe euch! wisst ihr, wie
teuer dem Gottgesandten das Herz war, das ihr ausgerissen, das
Blut, welches ihr vergossen, die Frauen, die ihr beschimpft,
die Verbündeten, die ihr umgebracht habt? Ihr habt es dahin
gebracht, dass fast die Himmel sich spalten , die Erde sich
öffnet und die Berge in Stücke zerfallen. — Hierauf senkte sie
den Blick eine Weile zur Erde, indem die Tränen ihr mitten
über die Backen flössen, dann richtete sie den Kopf in die
Höhe und sprach:
Was werdet ihr antworten, wenn der Prophet euch fragt:
»was habt ihr angefangen, ihr letztes unter den Völkern,
Mit den Angehörigen meines Hauses, meinen Kindern und meinen
geehrten Frauen,
von denen einige gefangen, andere mit Blut befleckt sind?
Ist das der Lohn für mich dafür, dass ich euch gewarnt habe,
durch schlechtes Betragen gegen meine Verwandten mir entgegen
zu sein?«
Ich fürchte für euch, dass über euch kommt
eine ähnliche Strafe wie die, welche Iram vernichtet hat.
Dann trat sie zurück und ich sah , wie die Leute erstaunt
sich die Hände vor den Mund hielten und ein alter Mann fing an
zu weinen und sprach:
Ihre Männer sind die besten Männer und ihre Nachkommen,
wenn Nachkommen gezählt werden, sind nicht verdorben und nicht
zu verachten.
Dann fuhr er fort: Ihr seid mir wie Vater und Mutter, o
Angehörige des Hauses des Erbarmens, worin die göttliche
Sendung abgelagert ist. Nachkommen einer von dem anderen, und
Gott hört und weiß alles.