Der Tod des Husein ...

Der Tod des Husein ben Ali und die Rache

Ein historischer Roman aus dem Arabischen

Ferdinand Wüstenfeld

zum Inhaltsverzeichnis

Gefangene in Kufa vorgeführt

Die Einwohner von Kufa reichten den Kindern, welche an den Seiten der Camele in Körben saßen, (gleichwie den Camelen auf den Zügen durch die Wüste) nach fünftägigem Entbehren Wasser, Datteln und Brod , da rief Umm Kulthum: ihr Einwohner von Kufa! wer uns etwas zur Unterstützung anbietet, begeht ein Verbrechen, denn Almosen anzunehmen ist uns verboten. Damit nahm sie den Kindern die gereichten Sachen aus den Händen und vor dem Munde weg und warf sie fort. Die Leute fingen darüber an zu weinen, sich ins Gesicht zu schlagen, zu klagen und die Schleier zu zerreißen und riefen: oh Muhammed! oh 'Ali! oh Hasan! oh Husein ! [B Eine Frau aus Kufa fragte eine andere: weist du wer die ist, welche eben geredet hat? — Nein. — Diese ist Umm Kulthiim, die Tochter des 'Ali ben Abu Talib und die andere ist Zeinab. — Sie fingen an zu weinen und] Umm Kulthum sprach zu ihnen: Ihr Kufaner! eure Männer töten uns und eure Weiber beklagen uns, was wollt ihr? Gott wird zwischen uns und euch entscheiden am Tage des Gerichtes, ihr Abtrünnigen, Betrüger, Prahler, Diebe! Ihr seid offen als Feinde gegen uns aufgetreten und habt die größte Ungerechtigkeit gegen uns begangen; ihr wundert euch, dass Blut vom Himmel tropft , aber die Strafe in jener Welt ist noch härter und währet ewig; in euch ist nichts als Heuchelei und Verrat, Verdorbenheit und Ungerechtigkeit ; ihr seid dahin gekommen, dass vor euch fast die Himmel sich spalten, die Erde sich öffnet und die Berge in Stücke zerfallen; wundert ihr euch, wenn es vom Himmel Blut regnet ? bald werdet ihr solche Wolken treffen. Und wenn ihr wüsstet, wie teuer dem Gottgesandten das Herz war, welches ihr ausgerissen, und der Kopf, welchen ihr abgeschnitten habt ! — Während sie so redete, erhob sich ein Geschrei von mehreren Seiten her, sie nahten sich mit dem Kopfe Huseins und den 18 Köpfen der heiligen Familie. Husein pflegte sein Haar zu färben, aber die Farbe war verwischt und der Wind spielte damit rechts und links. Als Timm Kulthum den Kopf ihres Bruders an der Spitze der übrigen erblickte, schlug sie sich auf ihre Backen und ihre Stirn, sodass wir das Blut unter ihrem Schleier sahen, dann deutete sie an, wie es ihr im Herzen brannte, und sie sprach:

GB. O Mond! als sein Glanz voll war,
täuschte ihn sein Glück, da ging er am Abend unter.
O Mond! ist das verdorrt, was die verderblichen Winde
krank gemacht haben? und es war so frisch.
Ich hätte nicht Mutterstelle versehen, o Geliebter meines Herzens,
(wenn ich gewusst hätte,) dass dies vom Schicksale bestimmt und aufgeschrieben sei.
O Bruder Fatima's der jüngeren, sprich mit ihr,
denn fast will das Herz ihr schmelzen.
O mein Bruder, wenn du Ali sähest in der Erniedrigung
der Gefangenschaft und Sklaverei, vor heftigem Weinen seiner nicht mächtig!
So oft sie ihm durch Schlagen Schmerz bereiten, ruft er
zu dir flehentlich und seine Tränen strömen.
O mein Vater ! er wendet sich mit Entschuldigung an dich: du siehst mich
unter den Gefangenen gefesselt, geschlagen.
O mein Bruder ! nimm ihn zu dir und küsse ihn
und beruhige sein erschrecktes Herz.
Komm, wenn du willst, zu den Verwaisten nach deiner Abwesenheit zurück
O mein Bruder! nach dem Versprechen einer baldigen Rückkehr!

Der Erzähler fährt fort: Ich sah Zeinab die Tochter 'Alis, eine Matrone ohne Gleichen, sie redete wie mit der Zunge des Gottgesandten; jetzt winkte sie den Leuten zu, still zu sein, sie wichen zurück, der Pöbel war ruhig und nachdem sie das »Gelobt sei Gott« und das Gebet für seinen Propheten gesprochen hatte , fuhr sie fort : Ihr Treulosen und Verräter! weinet ihr über uns? da werden die Tränen nicht gestillt und die Angst nicht beruhigt werden, ihr seid wie die, denen die Faden brechen an einem vormals starken, nun zerrissenen Kleide, das geflickt werden soll; ihr gebraucht eure Schwüre unter euch zum Betrügen. O Schande, die ihr euch selbst zugezogen habt, wenn Gott über euch zürnt, und eure Strafe wird ewig währen. Ihr schmeichelt wie die Frauen und handelt wie die Feinde. Weinet ihr? ja das Weinen steht euch wohl an, drum weinet viel und lachet wenig, ihr habt Schimpf und Schande verdient dafür, dass ihr den Nachkommen des letzten Propheten, den Herrn der jungen Männer im Paradiese, die Zuflucht eurer Schutzsuchenden, die Burg eurer Gäste, die Leuchte eures Weges, das Vorbild für eure Beweisführung getötet habt; ist das nicht schlecht, was ihr begangen habt? darum weg! fort! Tod und Verderben! vergebens ist das Bemühen, der Vertrag ist gebrochen und die Hände sind abgehauen, ihr habt euch den Zorn Gottes und seines Gesandten zugezogen, Verachtung und Elend treffen euch. Wehe euch! wisst ihr, wie teuer dem Gottgesandten das Herz war, das ihr ausgerissen, das Blut, welches ihr vergossen, die Frauen, die ihr beschimpft, die Verbündeten, die ihr umgebracht habt? Ihr habt es dahin gebracht, dass fast die Himmel sich spalten , die Erde sich öffnet und die Berge in Stücke zerfallen. — Hierauf senkte sie den Blick eine Weile zur Erde, indem die Tränen ihr mitten über die Backen flössen, dann richtete sie den Kopf in die Höhe und sprach:

Was werdet ihr antworten, wenn der Prophet euch fragt:
»was habt ihr angefangen, ihr letztes unter den Völkern,
Mit den Angehörigen meines Hauses, meinen Kindern und meinen geehrten Frauen,
von denen einige gefangen, andere mit Blut befleckt sind?
Ist das der Lohn für mich dafür, dass ich euch gewarnt habe,
durch schlechtes Betragen gegen meine Verwandten mir entgegen zu sein?«
Ich fürchte für euch, dass über euch kommt
eine ähnliche Strafe wie die, welche Iram vernichtet hat.

Dann trat sie zurück und ich sah , wie die Leute erstaunt sich die Hände vor den Mund hielten und ein alter Mann fing an zu weinen und sprach:

Ihre Männer sind die besten Männer und ihre Nachkommen,
wenn Nachkommen gezählt werden, sind nicht verdorben und nicht zu verachten.

Dann fuhr er fort: Ihr seid mir wie Vater und Mutter, o Angehörige des Hauses des Erbarmens, worin die göttliche Sendung abgelagert ist. Nachkommen einer von dem anderen, und Gott hört und weiß alles.

© seit 2006 - m-haditec GmbH - info@eslam.de