Gefangennahme der Frauen
Der Verfasser: Sie nahmen die gefangenen Frauen, unter
ihnen Ali ben Husein, und setzten sie auf die Camele ohne
Decken; die Toten Hessen sie hingestreckt liegen auf dem Felde
von Kerbela, bis nach drei Tagen die Bewohner der benachbarten
Orte ihr Begräbnis besorgten. Die Köpfe wurden auf Lanzen
gesteckt, es waren ihrer von der heiligen Familie, und so
zogen sie nach Kufa. Gadila el-Asadi berichtet, dass ihm ein
zuverlässiger gebildeter Mann als Augenzeuge folgendes erzählt
habe Ich hielt mich im J. 61 in Kufa auf, da sah ich die
Frauen der Einwohner von Kufa mit zerrissenen Halstüchern und
zerkratzten Gesichtern, die sich noch auf die Backen schlugen;
ich trat zu einem alten Manne heran und fragte ihn, was dies
"Weinen und Klagen zu bedeuten habe. Er antwortete : das ist
wegen des Kopfes des Husein ben Ali ben Abu Talib, mit dem sie
allernächsten hereinkommen werden. [— L. Wer hat ihn denn
getötet? — Obeidallah ben Zijad hat es gethan. —] Während er
noch mit mir redete, zogen sie mit den gefangenen Frauen
herein, den Kopf in ihrer Mitte; ich sah ein schönes Mädchen
auf einem Camele ohne Decke; ich erkundigte mich nach ihm und
erfuhr, es sei Umm Kulthum die Schwester Huseins. Ich näherte
mich ihr, [L. (ich hatte Staub auf meinen Kopf gestreut.) bis
ich neben dem Camele war, auf dem sie saß,] da redete ich sie
an: o Mädchen, erzähle mir, was euch widerfahren ist. Sie sah
mich eine Weile an und fragte: woher bist du, o Alter? — Aus
Bacra, ich bin einer von euren Anhängern. — Ich will dir
getreulich erzählen, lieber Alter, [L. als wenn du dabei
gewesen wärest. Sie hatten an uns geschrieben, dass sie uns
helfen wollten, aber sie haben uns treulos behandelt und die
unsern getötet, sie hatten mit uns ein Bündnis geschlossen,
aber sie haben uns angegriffen , uns hintergangen und
verraten.] Während ich in dem Zelte war, hörte ich das Wiehern
des Pferdes, ich streckte meinen Kopf hinaus, siehe da, das
Pferd war allein, der Sattel ohne Reiter, ich fing an zu
schreien, die Frauen schrieen mit, da hörte ich jemand von der
Seite des Zeltes her, ohne dass ich jemand sah, die Worte
flüstern:
Bei Gott! ich bin nicht zu euch gekommen, bis ich ihn
gesehen habe
bei el-Taff auf beiden Backen mit Staub bedeckt, mit
abgeschnittener Kehle.
Und um ihn her die jungen Leute, deren Kehlen bluteten,
wie Leuchten, welche die Finsternis mit Licht erfüllen.
Mein junges Camel habe ich angetrieben, damit ich sie noch
träfe,
bevor die züchtigen Frauen einem Unglück begegneten.
Da hielt mich eine Bestimmung zurück , die Gott ausführen
wollte,
es war eine Sache, die Gottes Vorsehung beschlossen hatte.
Husein war eine Leuchte, von welcher Licht erbeten wurde,
Gott weiss, dass ich keine Unwahrheit sage.
Umm Kulthum fuhr fort: So wahr der von dir Angebetete lebt,
rief ich ihm zu, willst du mir nicht erzählen, wer du bist? Er
antwortete: Ich bin einer von den flüsternden Ginnen, von den
'Ginnen aus Nisibis, ich bin mit meinem Vater gekommen, um
Husein zu helfen, wir haben uns beeilt auf dem Wege, aber als
wir ankamen, fanden wir ihn schon tot. Er setzte hinzu: O
Trauer! und nochmals o Trauer um ihn!
Abu Michnaf sagt: Die Frauen wurden nach Kufa
hineingeführt, Ali ben Husein saß auf einem Camele ohne Decke,
an seinen Schenkeln floss Blut herab und er sprach:
GB O schlechtes Volk! möge euer Streben nicht gelingen!
O Volk! du hast in dem Benehmen gegen uns auf unseren
Großvater keine Rücksicht genommen.
Wenn wir mit dem Gottgesandten zusammentreffen
am Tage der Auferstehung, was würdet ihr sagen?
Ihr habt uns auf bloßen Sätteln die Reise machen lassen,
als wenn wir nicht unter euch die Religion aufgebaut hätten.
Ihr Omeijaden ! was soll dieses Trachten nach
solchen Leiden? ihr hört nicht auf den, der uns (zum Glauben)
gerufen hat.
Ihr schlagt ein mit den Händen (öffentlich) vor Freuden
und in den Schluchten der Erde (ins Geheim) schadet [B
beschimpft] ihr uns.
Ist nicht mein Großvater der Gottgesandte? wehe euch!
mag er (euch) in die Wüste führen auf den Wegen der Irrenden.
O Treffen bei el-Taff, du hast mir als Erbteil Trauer
hinterlassen,
aber Gott wird zerreißen die Schleier der Bösen.