Der Tod des Husein ...

Der Tod des Husein ben Ali und die Rache

Ein historischer Roman aus dem Arabischen

Ferdinand Wüstenfeld

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Säugling Abdallah

Jetzt nahte sich Umm Kulthum und sprach: o mein Bruder! dieser dein Sohn Abdallah, ein unmündiger Säugling, [er war sechs Monate alt,] hat seit drei Tagen kein Wasser zu kosten bekommen, nimm ihn hin und suche, dass du ihm etwas Wasser verschaffst. Er erwiderte: gib mir den Knaben. Sie reichte ihn hin, er nahm ihn, ging zu den feindlichen Leuten hinaus und redete sie an: Wehe euch! ihr habt meine Anhänger, meine Angehörigen, meine Söhne und Neffen getötet, nun ist dieser unmündige Säugling noch übrig, der vor Durst glüht, gebt ihm einen Trunk Wasser. Indem er so zu ihnen redete, kam ein vergifteter Pfeil von der Hand eines verwünschten Schützen und traf in den Hals des Knaben, sodass er ihn von einem Ohre zum anderen durchschnitt. Als dieser Schütz wird Ocba ben Bischr [Baschir] el-Asadi [oder Abu Cudama el-Amiri] genannt. Husein fing das Blut mit der Hand auf, warf es in die Luft und sprach: o Gott! ich rufe dich zum Zeugen an gegen diese Leute, welche den getötet haben, der unter allen Menschen deinem Propheten am ähnlichsten war. Dann trug er den Knaben in das Zelt der Frauen zurück und sagte: Kommt heraus , damit wir von einander Abschied nehmen; hierauf rief er: Zeinab, Umm Kulthum, Sukeina, Bukeija, Atika, ich sage euch Lebewohl. Da erwiderte seine Schwester Umm Kulthüm: o mein Bruder, so hast du dich schon dem Tode ergeben? Er antwortete: wie sollte ich mich nicht dem Tode ergeben, da mir keine Hilfe, kein Beistand geblieben ist?

Sie sprach: o mein Bruder, führe uns zu dem Heiligtume unseres Großvaters zurück. Er entgegnete: wie wäre mir das möglich, liebe Schwester? wenn der Cata-Vogel verlassen würde und schlummerte, so schliefe er ein. Da schrie Sukeina auf und erhob ein lautes Weinen und Klagen; er zog sie an seine Brust, wischte ihr die Tränen ab und küsste sie auf die Stirn, er hatte sie ganz besonders lieb, dann sprach er:

Lange wird nach meinem Hingang, o Sukeina! wisse es,
von dir das Weinen währen, wenn der Tod mich erfasst.
Brenne mir das Herz nicht durch deine Tränen mit Seufzen,
so lange noch mein Geist in meinem Körper weilt.
Wenn ich getötet werde, bist du die erste, welche
zu mir kommt, o beste der Frauen!

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