Divan der persischen Poesie
Emir Chosru
Der größte der persischen Dichter, die in Indien geblüht
haben. Sein Vater war Emir von Latschin im Turkestanischen.
Zur Zeit Dschingischans flüchtete dieser nach Indien und wurde
von Mohammed Kotolgschah mit der Emirwürde bekleidet. Sein
Sohn Chosru folgte ihm in derselben. Gegen das Ende seines
Lebens zog sich der Dichter vom Hofe zurück und widmete sich
als Jünger des Scheich Nisam-ol-ewlia dem beschaulichen Leben.
Emir Chosru war ein äußerst fruchtbarer Dichter; außer
lyrischen Gedichten, die gegen eine Million Verse stark sind,
schrieb er, wie Nisami und Dschami, einen »Fünfer«: »der
Aufgang des Lichtes«, »Chosru und Schirin«, »Leila und
Medschnun«, »der Spiegel Alexanders«, die »acht Paradiese«,
und prosaische Abhandlungen astrologischen, geschichtlichen
und musiktheoretischen Charakters etc. Er starb im hohen Alter
1315 und liegt zu Delhi begraben.
Musik und Poesie
Es sprach ein musikalisches Genie:
Die Musik ist mehr wert als Poesie,
Die eine leicht, bedarf nicht Federkauen;
Die andre muß Papier und Buch verdauen.
Doch ich entscheid' fürs Wort, ich wohlerzogen
In beiden Künsten, die ich abgewogen.
Drei Bücher habe ich in Reim' gebracht,
Drei Bücher habe ich Musik gemacht,
Doch ich entscheide für die Poesie,
Denn die Verständigen begünstigt sie.
Es bildet sich im Innern das Gedicht,
Bedarf des Satzes und des Sängers nicht.
Der Vers läßt sich im stillen rezitieren,
Er wird deshalb am Sinne nichts verlieren.
Der Sänger, singt er noch so fein und hoch,
Bedarf zuletzt vernünft'ger Worte doch.
Der Vers die Braut, das Brautgeschmeid' die Töne,
Auch ohne Schmuck gefällt die Braut, die schöne.
Joseph von Hammer-Purgstall