Divan der persischen Poesie
Divan der persischen Poesie

Blütenlese aus der persischen Poesie, mit einer litterarhistorischen Einleitung, biographischen Notizen und erläuternden Anmerkungen.

Herausgegeben von Julius Hart.

1887 n.Chr.

Inhaltsverzeichnis

Divan der persischen Poesie

Enweri

Lob einer Sultanin

Gruß der stattlichsten der Frauen!
Glaubensreinheit! Reichesadel!
Die vollführt, was sie begonnen,
Was begonnen, führt zum Ende.
Die an Macht und Würde höher,
Als der Himmel und Saturnus,
Die liebkosend heilt die Welten,
Zürnend Leu'n in Schafe wandelt.
Spiegel der Vollkommenheiten,
Aller Tugend Musterkarte!
Dir kann nichts die Welt vergleichen,
Dich der Himmel nicht ersetzen,
Wo du bist ist alles Flehen,
Widersprechen überflüssig.
Deinem Kiel entströmen Perlen,
Und dein Wort ist Offenbarung.
Dir sind Himmel nur ein Tropfen,
Dir sind Erden nur ein Senfkorn.
Deine Hand, wenn sie es wünschet,
Unterwirft die Macht des Todes,
Mars, er huldigt deinem Worte,
Und der Kiel löst Schicksalsknoten.
Über dir giebt's keinen Herrn,
Als den höchsten Herrn der Welten.
Edleren Geblüts als Adam,
Wohnst du in des Himmels Dome.
Kommt dein Sklave nicht zum Dienste,
Kommt ihm Trägheit nicht zu Schulden.
Ihm geschah in diesem Jahre,
Vieles, das du nicht sollst fragen.
Ketten trug er ohne Schulden,
Abgesetzet ohn' Vergehen,
Heute hat er Mark in Beinen,
Gestern war die Haut wie Zwiebel.
Noch kein Monat ist verflossen,
Daß ich frei bin solcher Wehen.
Denn das End' kam nicht zum Anfang,
Und der Anfang nicht zum Ende.
Deine Tag und Nächte seien,
End' und Anfang gleich in Sitte.
Gift sei deiner Feinde Sorbet,
Deiner Freude Tränke Honig.
Fuß des Himmels, Hand des Schicksals
Seien lahm, um dir zu schaden.

J. v. Hammer

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