Divan der persischen Poesie
Divan der persischen Poesie

Blütenlese aus der persischen Poesie, mit einer litterarhistorischen Einleitung, biographischen Notizen und erläuternden Anmerkungen.

Herausgegeben von Julius Hart.

1887 n.Chr.

Inhaltsverzeichnis

Divan der persischen Poesie

Emir Moasi

Erst ein gemeiner Sipahi im Hause des großen Seldschugiden Malikschah, dann zum Emir erhoben und am Hofe des Sultans mit der Würde eines Dichterkönigs gekrönt. Als Gesandter desselben ging er u. a. auch nach Konstantinopel. Er ist ein Dichter von großem und zartem Sinn, den sich auch Chakani zum Muster nahm, und einer der frühesten Lyriker, in dem der Geist der Mystik seine Flügel zu entfalten beginnt. Er lebte um das Jahr 1050, starb nach 1079.

Liebestrunkenheit

Du liebetrunknes Schelmenaug'
Wie hast du mich verstört,
Bin ich vom Rausch, vom schäumenden Wein
Noch nicht genug bethört!
Ich winde mich, ich krümme mich,
Seitdem ich dich gesehn,
Dein Aug' verfolgt mich Tag und Nacht,
Bald ist's um mich geschehn.
Mein armes Hirn geht wie ein Rad,
Mein Mund stöhnt heiß und schwer,
Aus meinen Augen fließt's wie Blut,
Mein Herz ist öd und leer.
O Liebe, ganz verzehrst du mich
In meiner eignen Glut,
Ich bin nicht ich mehr, all mein Selbst
In deinen Händen ruht.
So laß mich aufgehn denn in dir,
Moasi thut Verzicht
Auf eignes Sein, es winkt im Ost
Dir ew'ges Sonnenlicht.

Heinrich Hart.

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