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zu islamischen Themen finden Sie im Verlag Eslamica.
Als Hirt
Mohammed verbrachte die Tage als Hirt auf den Wiesen der
Tochter Abu Dsueibs.
Öfter sprach Halimeh mit ihrem Mann: »Wundert es dich
nicht, daß seine Mutter gar nicht nach ihm verlangt? Ist das
noch eine rechte Mutter, die vier Jahre, zwei Jahre nach der
Entwöhnung, sich gar nicht nach ihrem Knaben erkundigt?«
»Abd Almuttalib schickt regelmäßig das Abgehandelte und
Ausgemachte. Und haben wir nicht sonderbaren Segen durch
Mohammed? Bekümmere dich nicht um die unmütterlichen Gefühle
fremder Mütter«, entgegnete ärgerlich ihr Gatte. Das Gespräch
durchbrach, wie der Wolf die Lammhürde, bellend der
Milchbruder Mohammeds, ihrer beider Sohn.
Ein riesiger Vogel, so erzählte er stammelnd, sei auf
Mohammed, der sich bei den Tieren auf der Wiese befand, aus
der Sonne herniedergestoßen, habe ihm mit dem goldenen
Schnabel die Brust aufgehackt, so daß die Gedärme
heraushingen, und habe in den Gedärmen gewühlt, als suche er
das Herz. Da habe sich plötzlich eine schöne Frauengestalt,
durchsichtig wie Glas und wie ein Schleier über die Wiese
wehend, gegen den Vogel geworfen, der, von seinem Opfer
ablassend, sich nunmehr gegen die offenbare Feindin wandte,
sie mit seinen riesigen Krallen ergriff und mit ihr in den
Lüften verging.
Erschreckt eilten Halimeh und ihr Gatte, der in Eile eine
Hacke als Waffe an sich riß, auf die Wiese. Sie fanden das
Vieh ruhig grasend und inmitten des Viehes auf einem kleinen
Hügel Mohammed ohnmächtig, mit aufgerissener Brust und einer
Wunde in der Herzgegend. Sie trugen ihn ins Haus und verbanden
die Wunde, welche zusehends heilte.
Nach drei Tagen schon sprang Mohammed wieder, der über sein
Erlebnis keine Auskunft geben konnte, zwischen den Eseln und
Kamelen im Stall umher.
Aus der Beschreibung der schleierhaften Frau, die Mohammeds
Milchbruder malte, schlössen Halimeh und ihr Gatte mit
Bestimmtheit, daß es Aminah, Mohammeds Mutter, gewesen sein
müsse. Das Abenteuer entsetzte sie aber dermaßen, daß sie
beschlossen, Mohammed seiner Familie zurückzubringen und das
Kostgeld aufzusagen.
Als sie ihn zu Abd Almuttalib brachten, erfuhren sie, daß
Aminah, Mohammeds Mutter, gestorben sei. Der wunderliche Alte
hatte es ihnen drei Jahre verheimlicht.