Gedichte im Islam
Es war ein Schiff

von Bedri Rahmi Eyüboglu, übersetzt von Prof. Annemarie Schimmel

Es war Schiff, ein großes weißes stilles,
Ein gramlos trauerloses schweifendes
In Liedern kam es an, in Liedern ging es.
Es war ein Schiff.

Trug kühne Reisende von Konstanza,
Aus Jaffa Apfelsinen
Es hielt genau vor unserm Hause.
Mit seinen Farben, seiner Form, seinem Atem
Füllte es unser Haus aus.
Vor allem hatte es eine ganz frische Flagge,
Die mich an Kleewiesen denken ließ, von Mohnblumen voll,
Oder an Alphabete, mit bunten Stiften gezeichnet.

Es war ein Schiff, ein großes weißes stilles,
Ein gramlos trauerloses schweifendes,
Mit guten Menschen kam es,
Mir guten Meeren ging es
Und allem, jedem lacht es.
Uns allen hat es Traum und Schaum versprochen.

Es war ein Schiff.
Ihm geschah etwas, als der Krieg ausbrach,
Sein Mund wurde stumm, seine Schwinge zerbrach.
Die Wege wurden alle zu Stein.
In tauen Meeren keine Reise mehr,
Von holden Küsten keine Kunde mehr,
Der Hafen Konstanza ein Traum,
Verboten die Jaffa-Orangen.

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