Dich
trifft kein Tadel |
von
Ibn Hazm al-Andalusi aus dem Buch "Halsband der Taube",
übersetzt von Max Weisweiler (1941) |
Dich trifft kein Tadel; denn du schlägst mir
Wunden nur, die klein.
Der Liebe schwere Wunde aber will vergolten sein.
In ihrem weißen Antlitz kann man Schönheitsmale sehn
Gleich Wasserlilien, die in der Narzissenwiese stehn.
Wie oft sprach sie, für deren Lieb ich geb mein Leben hin,
Wie einer, dem das Wort verwehrt, mit mäkeligem Sinn,
Wenn allzu groß geworden war ihr meiner Bitten Zahl
Und ich sie drängte mal und schmeichelte ein ander Mal:
"Kühlt nicht mein Winden schon dir deines Sehnens heiße Lust
Und bannt dir das Verlangen, das sich senkt in deine Brust?"
Doch ich erwiderte ihr drauf: "Wenn Solches möglich wär,
Gäb's bei den Menschen unter Nachbarn keine Fehden mehr.
Ein Heer das andere im Kampfe wohl vor Augen hat,
Doch zwischen ihnen liegt des Todes unheilvoller Pfad." |
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