Gedichte im Islam
Ein Beispiel nahm die Wolke

von Ibn Hazm al-Andalusi aus dem Buch "Halsband der Taube", übersetzt von Max Weisweiler (1941)

Ein Beispiel nahm die Wolke
Sich an den Tränen mein
Und hüllte darum alles
Mit Regenfluten ein.

So ward mir deinetwegen
Genosse diese Nacht.
Will sie mein Helfer werden,
Indes mein Auge wacht?

Geht nicht am frühen Morgen
Die Dunkelheit zur Ruh,
So decket mir kein Schlummer
Die müden Lider zu.

Kein Pfad ist, der mich führet
Aus Nacht zum Tageslicht,
Und rinnt auch Stund um Stunde,
Mein Wachen endet nicht.

Der nächtgen Sterne Leuchten
Verbirgt der Wolkenflor
Den Augen, die da spähend
Zu ihnen schaun empor:

Was mich ob deiner Minne,
Mein Herzelieb, erfüIlt,
Ist also auch verborgen,
Der Ahnung nur enthüllt.

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