Gedichte im Islam
Chakani

von
Friedrich Rückert

Der Fürst von Schirwan liebt sosehr
Chakani, seinen Hofpoeten,
Dass er denselben, oft gebeten,
Will von sich lassen nimmermehr.

Allein, das goldne Joch zu ziehn
Ist ganz der Dichter überdrüssig,
Und eines Morgens wird er schlüssig
Dem hohen Schutzherrn zu entfliehn.

Doch weit gekommen ist er nicht,
Da kommen nach des Hofes Schranzen,
Um ihn mit Piken und mit Lanzen
Zurückzufordern seiner Pflicht.

Die Liebe zu dem Papagei
Des Worts macht dessen Flucht noch stärker,
Ihn legt der Fürst in einen Kerker,
Dass er ihm künftig sicher sei.

Das ist die Liebe dieser Welt,
Und das die Ehre die sie schenket;
Wenn sie ein Mensch zu halten denket,
Ist sie’s am Ende die ihn hält.

Aus: Sieben Bücher Morgenländischer Sagen und Geschichten

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