Gedichte im Islam
Der Tod des Liebenden

von Dschalaleddin Rumi

Der Liebsten hob der Freund zu zählen an,
wie er gedient hat und was er getan:
«Sieh, dies und das tat alles ich für dich,
mich traf im Kampfe Pfeil und Lanzenstich,

Es ging mein Geld, die Stärke und mein Ruf:
viel Ungemach mir deine Liebe schuf.
Kein Morgen traf beim Lachen mich noch Schlaf,
kein Abend, der mich reich und kräftig traf.»

Was er erlitt an Bitterkeit und Leid,
erzählt' er einzeln ihr und lang und breit;
Nicht um zu klagen! - Bringen wollt' in Klarheit
er hundert Zeugen für der Liebe Wahrheit.

Verständigen genügt ein einzig Zeichen -
Wie könnt' der Durst der Liebenden entweichen?
Er wiederholt dies Wort ohn’ Überdruss-
Genügt dem Fisch ein Zeichen wohl vom Fluss?

Ihm brennt die Glut - er weil! nicht wie - im Herzen:
Von ihrer Hitze weint er so wie Kerzen.
Die Liebste sprach: «Das hast nu zwar getan:
tu jetzt dein Ohr auf", höre mich gut an:

Du kamst nicht bis zum Wurzelgrund der Liebe:
das, was du tatest, sind nur Seitentriebe!»
Der Freund sprach: «Tu mir diese Wurzel kund!»
«Zu sterben, nicht zu sein, das ist der Grund!

Du tatest dies, doch starbst nicht, bist am Leben -
so stirb denn, willst du dich zum Opfer gehen!»
Er sank und gab die Seele auf sogleich.
beglückt und lächelnd, einer Rose gleich.

Als Adam Licht erhielt von Gottes Schein,
da beugten sich vor ihm die Engelrei'n.
Was Glut, was Eisen! Schließ die Lippen zu!
Lach nicht wie einer, der vergleicht, o du!

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