Gedichte im Islam
Die Ameise aus dem Manuskript

von Dschalaleddin Rumi

 

Es sah ein Ameislein auf dem Papier die Feder
und sagte, was sie sah, den andern Emsen auch:
«Welch wundervolle Bilder hat dieses Rohr gemalt
wie Liliengarten, Rosen, wie Gärten voller Duft!»
Die andere Emse sagte: «Der Finger tu das doch-
Die Feder ist nur Mittel zum Zweck und folgt der Hand!»
Die dritte Emse sagte: «Nein, das stammt nur vom Arm,
wodurch der dünne Finger dann solches wirken kann!»
So ging das immer weiter, bis schließlich höher noch
der Führer aller Emsen etwas gescheiter
und sprach: «Ihr seht die Kunst von äußrer Fromm nur an,
die sich im Schlaf, im Tod nicht mehr besinnen kann.
Die Form ist ,wie ein Kleid nur und wie ein Stock zur Stütze,
doch ohne Geist und Seele ist sie für kein Werk nütze.»
Er wusste nicht, dass diese- das Hertz und de Verstand-
Bewegungsols verharren, wenn Gott sie nicht bewegt.
Und zöge Er nur einmal hinweg der Gnade Hand-
Wie viele dumme Sachen erfände der Versland!

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