Gedichte im Islam
Ein Mystiker in einem Garten sitzt

von Dschalaleddin Rumi, aus dem Mesnewi übersetzt von Georg Rosen

Ein Mystiker in einem Garten sitzt
Nach Sufi-Art, das Haupt auf Knie gestützt,
In Träumereien ganz dahin geflossen.
Da rüttelten ihn endlich  die Genossen:
„Was dämmerst du dahin? Blick um dich nur,
Wie's ringsum spross und sprießt in der Natur,
Wie Bäum' und Büsche steht in Frucht und Blüte,
O sie die Zeichen doch Allahs Güte!“
Er sprach: „Die Zeichen fühlt, o Sinnenmensch!
In ihrer Tiefe nur der Innenmensch.
Das kann die Außenwelt doch nie erreichen;
Und äußre Zeichen sind nur äußre Zeichen.
Die grünen Gärten sind dem innren Blick
Wie Bilder, die das Wasser wirft zurück.
Es ist doch scheinbar nur der Wahrheit gleich
Das Bild, das widerspiegelt dieser Teich.
Im Herzendgrund sind wirklich Frucht und Baum,
Was du da draußen siehst, ist nur ein Traum.“

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