Zur Morgenzeit trat einst ein edler Gast
Mit banger
Eil’ in Salomos Palast,
Aus Gram sein
Antlitz bleich und blau sein Mund; -
Der König
sprach: „was ist dir? Tu’ mir’s kund!“
Er sprach:
„Es sah, im Auge wilde Gier,
Der
Todesengel Asrael nach mir.“
Der König
sprach: „Was soll ich tun? Verkünde!“
Er sprach: „O
Seelenhort, befiehl dem Winde,
Dass er nach
Indien alsobald mich bringe,
Ob dort
vielleicht zu leben mir gelinge!“
So find’t der Mensch, der vor der Armut bang
Sich scheut,
in Geiz und Gier den Untergang.
Der
Armutsscheu glich jenes Manns Erbeben,
Es glich sein
Indien solchem nicht’gen Streben.
Und über Land und Meer trug ihn sofort
Der Wind nach
Indien auf das Königs Wort.
Im Ratsaal
aber sprach am andern Tage
Der König zu
dem Todesengel: „Sage,
Was schautest
du so grimm nach jenem Frommen,
Dass ihm die
Angst das Leben fast genommen?“
Er sprach:
„Nicht grimm hab’ ich ihn angesehn,
Verwundert
nur sah ich am Weg ihn stehn,
Da für
denselben Tag mir Gott befohlen,
Aus Indien
seine Seele herzuholen.
Ich sprach
erstaunt: Und hätt’ er hundert Schwingen,
Gar weit
ist’s, heut bis Indien noch zu dringen!“ –
Was alles ird’sche Tun, hiernach ermiss es!
Mach’ klar
dein Auge und zum Sehn erschließ’ es!
Vermagst du
je dir selber zu entfliehn,
Sündhaft dich
dem Allmcht’gen zu entziehn?“