Gedichte im Islam
O trau nicht seiner Farbe

von Ziya Pascha übersetzt von Prof. Annemarie Schimmel

O trau nicht seiner Farbe: der Himmel ist der alte -
Es ist des Himmels Sitte, dass er sein Wort nicht halte.

Magst sterben in Ruinen, in Seidenkissen weich -
Wenn sie zum Staube gehen, sind Arm‘ und Reiche gleich.

Vorm Zorn des milden Mannes bewahre dich der Herr;
Denn schlägt ein sanftes Pferd aus, so trifft sein Huf dich schwer.

Gibt eine Uniform wohl dem Niedern Adel hoch?
Trotz goldbroschiertem Sattel bleibt Esel Esel doch!

Im Weinhaus zeigt sich deutlich wer schlechtes Element -
Der Rausch ist guter Prüfstein, der die Substanzen trennt.

Wo guter Zuspruch fehlgeht, da muss getadelt sein,
Wen Tadel nicht erziehn kann, wird wohl nach Prügel schrein.

Unwissende genießen der Dummen Kumpanei;
Gefährte des Verrückten nur der Verrückte sei.

Am Ehrenplatz stolziert er, der wohl Millionen stahl -
Wer ein paar Heller klaute, den trifft Galeerenqual.

Bei reichen Leuten wurde der Glaube Geld, nichts mehr.
Nur bei den Armen hielt sich das Wort von Pflicht und Ehr‘.

 

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